Ein Fest für die Sinne: dp Motorsports Hommage an den Porsche 911 S/T 2.5

Wenn man ehrlich ist, ist „Altblech“ zu fahren ziemlich anstrengend, aber dafür umso schöner! Zwar gibt es den einen oder anderen Investor, der in Young- und Oldtimern ein Spekulationsobjekt sieht; aber viele fahren einfach gerne ein Auto aus den sechziger, siebziger und frühen achtziger Jahren, weil sie so verdammt ehrlich sind.

Keine elektronischen Helferlein korrigieren die größte Fehlerquelle beim Autofahren: den Autofahrer hinterm Lenkrad. Selbst das alltägliche Fahren wird zur Zeitreise – und wenn es nur in Gedanken in die eigene Jugend ist, umso besser!

Eine besondere Faszination geht dabei von den alten, luftgekühlten Porsche-Modellen aus. Sie zählten damals zu den technischen Meilensteinen. Im Vergleich zu den damaligen Sportwagen-Goliaths aus Großbritannien und Italien war Porsche der sprichwörtliche David, der aus den Ruinen Nachkriegsdeutschlands seinen Siegeszug nicht nur im Motorsport antrat. Unvergessen der erste Sieg beim Langstreckenklassiker von Le Mans Anfang der fünfziger Jahre mit dem 356.

Auch der Nachfolger, der Porsche 911 brillierte gleich bei Rallyes und auf der Rundstrecke. Bevor aber Porsche 911 RS und RSR zum Motorsportmythos wurden, gab es mit dem Porsche 911 S/T 2.5 dem sprichwörtlichen Urahnen der heutigen Porsche-Kundenmotorsport-Rennwagen. Wie viele damals für den Wettbewerb in den Modelljahren 1971 und 1972 gefertigt wurden, ist leider nicht mehr ganz so klar. Manche sprechen von sehr wenigen Exemplaren.

Die Rede ist dabei von nur zwei Dutzend für die damalige Gruppe 3 und Gruppe 4 aufgebauten Sport-Geräte, die mit 270 PS starken 2.5-Liter-Sechszylinderboxermotoren bei Bergrennen und auf der Rennstrecke bewegt wurden. In minutiöser Handarbeit entstand in den vergangenen Monaten auf Kundenwunsch bei dp Motorsport eine fahraktive Hommage an den 911 S/T. In Verbindung mit der Innen- und Außenlackierung im „GT-Silber-metallic” (LM7Z) des Porsche Carrera GT, Typ 980 sowie der mattschwarzen Design-Folierung ein bildhübscher Elfer.

Treffen der Generationen

Während bei den sogenannten „Restomod“- und „Backdate“-Porsche der Blick über den Tellerrand schnell nach Nordamerika wandert, wissen luftgekühlte Porsche-Enthusiasten seit Jahren, dass zwischen Flensburg und Garmisch-Patenkirchen, Frankfurt / Oder und Overath-Immekeppel die Expertise zum Porsche 911 auch ohne große „Marketing-Schaumschlägerei“ mit am höchsten ist.

Hinter den kleinen und mittelständischen Porsche-Experten im Norden, Süden, Osten und Westen der Bundesrepublik stehen echte Charakterköpfe. So ist es auch kein Wunder, dass selbst Magnus Walker den einen oder anderen Porsche-Spezialisten hierzulande zu Rate zieht oder gleich zum Motorenbau beauftragt.

Hinter diesem Porsche 911 mit Anleihen an den S/T steht dp Motorsport. Patrick Zimmermann, Spross von Ekkehard Zimmermann, (Mit)Schöpfer so manches legendären Porsche-Rennwagens in den Siebzigern und Achtzigern wie beispielsweise die Porsche 935 K3 von Kremer Racing, baute auf Kundenwunsch diesen luftgekühlten Klassiker auf.

In den vergangenen Jahren entstanden bei dp Motorsport zahlreiche Porsche-Unikate und für den einen oder anderen Kunden verwandelte der Familienbetrieb so manchen Porsche 964 in ein „F-Modell“ – dem Ur-911. Bei diesem „Elfer“ ist das aber ein wenig anders. Denn eigentlich handelt es sich um einen Porsche 911 Carrera 3.2 von 1985. Im „Porsche-Volksmund“ ein Porsche 911 G-Modell alias G-Serie.

„Es war nicht unser Ansinnen, eine zu hundert Prozent originalgetreue Rekreation des Porsche 911 S/T zu verwirklichen“, fasst Patrick Zimmermann in seiner Pressemitteilung zusammen. „Vielmehr ging es uns um ein stilsicheres Sportgerät mit ganz erheblichem Spaßfaktor.“

Dass der Porsche natürlich von der Pike komplett neu aufgebaut wurde, versteht sich von selbst. Selbst sämtliche Kabel der zu heute rudimentären Elektronik wurden erneuert.

Dies ist auch der Grund, dass sich Zimmermann mit seinen Mannen bei der Frage nach dem „richtigen“ luftgekühlten Boxermotor beim Porsche 964 bediente. Der 3,6-Liter-Boxer mit seiner Trockensumpfschmierung erstarkte bei dp Motorsport auf 290 PS und mobilisiert ein maximales Drehmoment von 324 Nm. Alles ohne einen Griff in die Trickkiste, sondern durch ehrliche, mechanische Handwerkskunst.

Aufgrund der sportlichen Auspuffanlage mit jeweils einem Fächerkrümmer pro Zylinderseite musste auf Wärmetauscher und damit auch auf eine konventionelle Heizanlage im Porsche verzichtet werden.

Moderne Fahrdynamik, dank modernem Engineering

Für luftgekühlte Porsche 911, vor allem für die von 1973 bis 1989 gefertigte G-Serie (G-Modell) haben wir bei KW eine Vielzahl an verschiedenen Fahrwerkanwendungen entwickelt.

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Neben dem oben abgebildeten und eintragungsfreien KW Variante 3 Dämpfersatz (separat abstimmbar in der Druck- und Zugstufe) als einbaufertige Komplettlösung inklusiver geschmiedeter Achsschenkel für die Seriendrehstabfedern; gibt es für die klassischen Porsche 911 auch Trackday-Hardware.

KW Clubsport 2-Way Fahrwerk für Porsche 911 G-Modell

Auch das KW Clubsport 2-way Gewindefahrwerk für den Porsche 911 (G-Modell) verfügt über Vorderachsdämpfer mit geschmiedeten Achsschenkeln; aber es gibt noch mehr Unterschiede. So verwenden wir an der Vorderachse Einrohrdämpfer in “Upside-Down-Ausführung” (inverted monotube) und lineare Rennsportfedern sowie Aluminium-Unibaldomlager. Die Hinterachsfederbeine dagegen sind aus Aluminium gefertigt und dort kommen wieder KW Zweirohrdämpfer zum Einsatz.

dp Motorsport entschied sich selbstverständlich für unser KW Clubsport Fahrwerk; schließlich handelt es sich bei dem Kunden um einen passionierten Trackday-Fahrer, der auch in der Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring Nordschleife als Rennfahrer aktiv ist. Die Bremsanlage stammt übrigens vom 935. Vorderachslenker mit Polyurethan-Buchsen und Unibal-gelagerte Spurstangenköpfe sowie -Hinterachsschwerter verstehen sich bei einem Clubsport-Umbau von selbst…

Wir bei KW machen eigentlich keine große Religion, ob wir Dämpfer nach dem Einrohr-, Zweirohr-, Dreirohr- oder gar nach unserem neu entwickelten Verdrängerkolbenprinzip aufbauen. Wir verwenden seit Jahren bei der Entwicklung die Technologie, die für unsere Kunden die Beste ist.

Falls es etwas noch nicht geben sollte, entwickeln wir eben etwas Neues. So ist es auch kein Wunder, dass wir in den vergangenen Jahren über 16 unterschiedliche Dämpfertechnologien entwickelt haben und bei uns in Fichtenberg allein über 30 Kollegen in der Forschung & Entwicklung tätig sind.

Und wie wirkt sich ein modernes KW Fahrwerk in einem alten, luftgekühlten Porsche 911 aus? Das ist schnell erklärt. Euer Klassiker wird fahrdynamisch gute 30, 40 Jahre moderner; ohne seinen Charakter zu verlieren. Wer jemals in einem Porsche 911 (F-Modell) oder einem 930 mit unseren KW Klassik Fahrwerken gefahren ist, weiß, wovon wir sprechen.

Seinen Charakter verlor auch der bei dp Motorsport aufgebaute Elfer nicht. Das Interieur greift das Leichtbau-Konzept konsequent auf: Die “Lollipop-Schalensitze” mit Mittelbahnen aus Scheel-Stoff und Kunstleder an den Sitzwagen beherrschen den Fahrgastraum, sie bieten Seitenhalt wie einst im Porsche 935 turbo. Weitere Features sind die authentischen Willans-Vierpunkt-Hosenträgergurte und der hauseigene Überrollbügel des Typs dp-911 R/ST.

Die Windschutzscheibe wird durch eingelassene, elektrische Heizdrähte beschlagfrei gehalten. Ein Momo-Sportlenkrad mit 350 Millimetern im Durchmesser, überarbeitete Armaturen, der Leichtbau-Teppichsatz in schwarzem Filz sowie die Knieleisten und die Innenverkleidungen der Türen aus grob geflochtenem, mit Glasfaser verstärktem Kunststoff werten das sportliche Interieur weiter auf. Nicht vergessen werden darf, dass natürlich ein überarbeitetes Fünfgangschaltgetriebe (G50) ebenfalls an Bord kam.

Perfektioniert wird der Sportwagen mit Stoßfängern, Blinkerelementen, Standlicht-Einfassungen und vorderen Kotflügel, Fronthaube mit Schlossaufnahme des Porsche 911 der G-Serie, offene Seitenschweller ohne Unterbodenschutz.

Der hintere Stoßfänger mit kurzen Hörnern, verchromte Außenspiegel-Gehäuse des Carrera RS 2.7 sowie verchromte Fensterrahmen, Türgriffe und weitere Details wie Schnellverschlüsse standen ebenfalls im Lastenheft.

Jordi Miranda in Action

Eine nachträglich installierte, elektrische Servolenkung, das Heckfenster aus gewichtsoptimiertem Plexiglas und die Leichtbau-Batterie in einem speziellen Aluminiumrahmen lassen die Ausstattung schließlich komplett werden.

Stilgerecht steht die dp Motorsport Hommage an den Porsche 911 S/T auf einen Satz Fuchs-Felgen in 8 und 9 x 15 Zoll mit Michelin Sportreifen “TB5F” in 225/50 und “TB5R” in 270/50. Ach, wie gerne wären wir dabei, wenn dieser Porsche die Grüne Hölle erobert.

Fotos Miranda Media, dp Motorsport, KW

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