Der perfekte Restomod: Ein 200 PS starker 356 mit Allradantrieb

Die Faszination für luftgekühlte Porsche nimmt kein Ende und das ist gut so. Während im deutschsprachigen Raum viele der klassischen Porsche meist behutsam verfeinert werden, tickt die US-amerikanische Customszene völlig anders.

Während in den Vereinigten Staaten von Amerika “moderne” Porsche 911 der 964-Generation optisch in die Formensprache eines Porsche 911 F- oder G-Modells verwandelt werden, geht Emory Motorsports einen völlig anderen Weg.

Der Familienbetrieb hat sich ganz dem Porsche 356 verschrieben und dabei scheut Rod Emory keine Herausforderungen und Mühen. Aber diesmal geht es nicht um den Momo RSR Outlaw von der SEMA Show 2018 (einfach auf das obige Bild klicken und ihr könnt alles zum Twinturbo-RSR nachlesen), sondern um einen Emory 356 C4S.

Bis auf die demontierten Stoßstangen und die etwas größeren und schwarzen Stahlfelgen sieht der aus dem Jahre 1964 stammende Porsche 356 C ziemlich unspektakulär aus, aber der Schein trügt. Denn auf Kundenwunsch wurde in den Porsche aus den Swinging Sixties ein Allradantrieb nachgerüstet! Warum? Ganz einfach: Der Besitzer möchte einfach im Winter zum Skifahren mit seinem 356 fahren können!

Der Emory 356 C4S ist weltweit der erste Porsche 356 mit Allradantrieb und der Antriebsstrang mit seinem Fünfgangschaltgetriebe (G64) und den beiden angetriebenen Achsen stammt aus einem Porsche 911 Carrera 4 (964).

Das Getriebe wurde mit Rallyedifferenzialen überarbeitet, was eine freie Drehmomentsteuerung nicht nur von der Antriebsachse zur Vorderachse erlaubt, sondern sogar die Antriebskräfte von links nach rechts auf Wunsch verteilt. Für den kürzeren Radstand des 356 musste das G64-Fünfgangschaltgetriebe gekürzt werden.

Beim Fahrwerk setzte Emory Motorsports auf ein KW Klassik Clubsport 2-fach Gewindefahrwerk (separat einstellbare Druck- und Zugstufe), dessen Dämpferinnenleben mit seiner Ventilbestückung und den Fahrwerkfedern von uns auf das Fahrzeuggewicht des Emory 356 C4S ausgelegt wurde.

Beim Porsche 964 ist der Radsturz nicht über die Uniballager einstellbar. Daran ändert sich auch nichts im “Allrad-356”, da Emory Motorsports sozusagen 964-Dome in den 356 “einschweißte” und die gesamte Karosserie inklusive eingeschweißtem Überrollbügel versteifte.

Wird die gecleante Gepäckklappe geöffnet, sieht man den FIA-zertifizierten 68-Liter-Motorsportbenzintank. Auch die Batterie und diverse Relais sowie die Bremsflüssigkeitsbehälter sind im Vorderbau untergebracht. Apropos Bremsanlage. Die dritte Generation des Porsche 356 – das von Mitte 1963 bis Frühling 1965 gebaute C-Modell, war der erste Porsche mit Straßenzulassung der bereits über vier Scheibenbremsen verfügt. Beim Emory 356 C4S wird über die Serienbremse des Carrera 4S (964) verzögert.

Das Heck zeigt sich etwas voluminöser und in den Motorraumdeckel wurden zusätzlich links und rechts seitliche Entlüftungsschlitze eingeschnitten. Neu ist auch die Kennzeichenbeleuchtung und der Dachgepäckträger ist aus Titan gefertigt. Die schwarzen originalen Porsche 911 (964) Stahlfelgen messen 7 x 16 Zoll und rundum sind 205/60-16er Pirelli Winterreifen aufgezogen.

Weil das Heck des Emory 356 einfach so wunderschön ist, wollen wir Euch dieses Bild einfach nicht vorenthalten. Bei der Lackierung handelt es sich um eine originale Porschelasur. Die Farbe heißt Porsche-Graphite-Blau-Metallic und erst seit wenigen Jahren ein offizieller Porsche-Lack.

Früher demontierte Emory Motorsports diverse Sechszylinderboxermotoren von “modernen” luftgekühlten Porsche 911 und baute sie aufwendig auf Vierzylinderboxermotoren um.

Aber das ist längst Schnee von gestern. Heute baut Emory Motorsport gemeinsam mit Jeff Gamroth von Rothsport Racing fabrikneue luftgekühlte Vierzylinder-Boxermotoren mit Trockensumpfschmierung. Sie gießen sogar selbst die Motorblöcke aus Aluminium.

Dieser 2,4-Liter-Vierzylinderboxer leistet in Verbindung mit seinen Weber-Doppelvergasern 200 PS. Genug, für den nur 975 Kilogramm wiegenden Allrad-356!

Im Innenraum ist alles in Grün und Graugrün gehalten. Türverkleidungen und die Sitze tragen grünes Leder. Die graugrünen Teppiche erhielten eine grüne Lederkettelung. Das Grün harmoniert dabei perfekt mit der originalen Armaturenskalierung.

Kenner sehen sie sofort: die Tilton-Stehpedale und den Porsche 911 Schalthebel mit dem Emory Motorsports Outlaw Schaltknauf; das Momo-Sportlenkrad ist aus der “Heritage-Kollektion”.

Klar, der eine oder andere “Porsche-Purist” kann sich eventuell mit den Restomods von Emory Motorsports vielleicht nicht viel anfangen. Aber unter uns gesagt, sind die Emory Porsche handwerklich perfekt verarbeitet und mit ihren selbstgefertigten, luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotoren bei weitem eine größere Bereicherung für die Oldtimer- und Youngtimer-Szene als so manche mit modernem US-V8 auf die Automobilwelt losgelassene “Frankenstein-Porsche-911”, “Frankenstein-Volvo-240”, “Frankenstein-Datsun-240Z”, “Frankenstein-BMW-2002” und Co.

Fotos Emory Motorsports

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