Unterwegs mit den Hoongians: TEC-ART’S öffnet für uns die heiligen “Hachi Roku”-Hallen!

Sicherlich hat die eine oder der andere von Euch schon mitbekommen, dass wir Anfang des Jahres nicht nur auf dem Messestand unserer “KW Japan Niederlassung” auf dem Tokyo Auto Salon zu Besuch waren – keine Sorge demnächst gibts hier, etwas mehr zum tiefergelegten Mercedes-Benz Unimog …

Gemeinsam mit Larry Chen und den Hoonigans waren wir bei verschiedenen Partnern und Kunden der KW automotive Gruppe in Japan vor Ort, wie zum Beispiel bei “Studie AG” und bei “Spoon Sports“, um ein wenig für den Hoonigan AutoFocus Kanal die japanische Automobil-Szene einzufangen.

Mit zu den populärsten Fahrzeugen zählen nicht nur im Land des Lächelns selbst heute noch, gut 35 Jahre nach dem Produktionsstop, die von 1983 bis 1987 als zweitüriges Stufenheck- und dreitüriges Schrägheckcoupé angebotenen Toyota Corolla AE86. So war es eben ein Muss, den Messebesuchern in Japan zu zeigen, dass wir für diese Klassiker ebenfalls verschiedene KW Fahrwerke entwickelt haben.

Wer mit diesen kompakten, hochdrehenden “Heckschleudern” nicht viel anzufangen weiß, dem versuchen wir in diesem Blog-Post diese Toyota Corollas ein wenig näherzubringen. Die alten “Hachi Rokus” – japanisch für acht sechs (86) – sind in gewisser Weise eine Art “japanischer BMW E30”. Und für manche Enthusiasten sind die alten Corollas kultiger als alles, was damals in dieser Preisklasse von anderen Automobilherstellern angeboten wurde.

Deshalb bieten wir beispielsweise auch für diese kultigen Japaner im Zuge des Ausbaus unseres KW Klassik Fahrwerksprogramms verschiedene KW Klassik Fahrwerke für die Rennstrecke (hier ist ein KW Competition-Prototyp in Dais AE86 abgebildet) und die Straße an. Bei Fahrwerkfragen dazu, einfach unsere Kollegen von KW fragen; wir haben da paar eingefleischte JDM-Fans in der Firma.

Aber warum in Asien und in Nordamerika die in verschiedenen Ausführungen erhältlichen AE86 so populär sind, hat zum einen mit den Manga-Heften Initial D und der daraus geborenen Animeserie zu tun, zum anderen liegt das an einem gewissen “Drift King”. Die Rede ist aber nicht von diversen selbsternannten Königen – dazu später mehr.

In Saitama, einer ‘kleineren Millionenstadt” in der Metropolregion Tokyo hat Yoshinori Kamata seine Werkstatt und Firmenzentrale von “TEC-ART’S”. Im Bezug modifizierter Toyota AE86 für den Motorsport und auch für die Straße ist TEC-ART’s wohl eine der renommiertesten Adressen weltweit.

Dementsprechend vollgeparkt und vollgestopft mit verschiedenen “Hachi Rokus” ist Kamata-sans Laden, der sich wie so oft in Japan in einem eher schlichten Industriegebiet befindet.

Aber nicht nur für Toyotas ist TEC-ART’s bekannt, auch der eine oder andere D1GP-Bolide ist ein Werk des kleinen Teams. So parken bei Wind und Wetter durch den in Japan allzu oft grassierenden Platzmangel auch Schätze wie diese Silvia S15 einfach im Innenhof.

Wie uns Kamata-san verrät, hat er auch verschiedene Karosseriebausätze und Motorsporthardware für Modelle von Alfa Romeo entwickelt. Aber der Schwerpunkt liegt bei TEC-ART’s selbstverständlich auf den Toyota AE86.

In dem Workshop geht es auf den ersten Blick ziemlich konfus zu, aber solange Yoshinori Kamata nicht den Überblick verliert, ist alles in bester Ordnung.

Hier ist dann auch wieder der berühmte und seit ewigen Zeiten im Einsatz befindliche “TEC-ART’S AE86 N2” von unserem Messestand untergebracht. Bevor ihr Euch fragt, warum wir den N2 überhaupt auf dem TAS (Tokyo Auto Salon) ausstellten, liegt das daran, dass wir noch an verschiedenen Motorsportdämpfern für den AE86 arbeiten.

Und TEC-ART’s ist dabei im Speziellen für den Toyota AE86 einer unserer Entwicklungspartner. Im N2 ist aktuell ein zweifach-leistungseinstellbares Rennsportfahrwerk installiert, bei dem wir im Gegensatz zu unserem KW Klassik Fahrwerk für den AE86 an der Hinterachse ebenfalls Federbeine nutzen. Normalerweise verfügen die AE86 ja über eine Starrachse mit Panhardstab.

Für die AE86-Enthusiasten unter Euch, die einen Toyota E8 Corolla bzw. ein AE85 oder AE86 Coupé vor der Abwrackprämie, dem Rost oder dem Export in den Nahen Osten sowie Nordafrika retteten, haben wir noch den Tipp, falls ihr Euch ein Fahrwerk für Euren “Hachi Roku” kaufen wollt, immer nur für eines in Verbindung mit den originalen Achsschenkeln zu entscheiden.

Wenn ihr beispielsweise ein in der Druck- und Zugstufe unabhängig einstellbares KW Klassik Fahrwerk für die Straße oder eines der verschiedenen für den Toyota erhältlichen KW Competition Rennsportfahrwerke kaufen wollt, schickt uns bitte die originalen Radträger zu. Unsere Kollegen bearbeiten diese dann und nutzen die Radnabenträger bzw. Achsschenkel für den Umbau der Vorderachsfederbeine mit der modernen KW Fahrwerk- und Dämpfertechnik – selbstverständlich mit Mehrventildämpfertechnologie.

Neben AE86 und den bereits erwähnten Alfa Romeo Modellen hat TEC-ART’S auch eine Expertise für Nissan 180SX, Nissan 200SX und Nissan 240SX der verschiedenen Baureihen wie etwa S13 und S14 sowie der S15 Silvia.

Dabei fertigen die Japaner nicht nur Karosserieteile, sondern vor allem durch ihr langjähriges Motorsport-Engagement auch Getriebe, Differenziale sowie Motorumbauten. Vor allem für ihre eigenen Austauschmotoren sind sie in der japanischen AE86-Szene sehr bekannt, wenn nicht sogar die Instanz.

Herz der TEC-ART’S Motorumbauten für die Toyota AE86 sind dabei immer leistungsgesteigerte Toyota-Vierzylinder mit Toyota-Fünfventil-Zylinderköpfen (4A-GE 20V). Da die diese Motoren nicht mehr hergestellt werden, revidieren die Japaner alte Vierzylinder und bauen sie komplett neu auf.

Die von TEC-ART’S modifizierten Triebwerke verfügen auch über Schmiedekolben, die bei Koizumi Shokai gefertigt werden. Dazu kommen von TOMEI für TEC-ART’S exklusiv angefertigte Nockenwellen, TODA-Ventilfedern, ARP Stehbolzen, TRD-Motorsport-Komponenten und vieles mehr dazu. Die Saugmotoren mit ihren Einzeldrosselanlagen drehen über 9000 Touren und das bei einem Hubraum von 1.805 ccm. Die Leistung liegt je nach Setup und Einspritzmenge bei 200 – 225 PS.

Wie es das Teaser-Bild des YouTube-Videos schon verrät, ist auch der berühmte AE86 von Keiichi Tsuchiya bei TEC-ART’s “untergestellt” Euch sagt der Name wirklich nichts?

Kein Problem, dann wollen wir euch einfach mal schnell ein wenig aufklären. Keiichi Tsuchiya ist der “Drift King” – der echte Drift King, der einzig wahre Dorikin. Vor Jahren hatte er damals mit dem “Option Auto”-Herausgeber und Chefredakteur Daijiro Inaada 1999 die Wurzeln für die erste professionelle D1GP-Meisterschaft gegründet, dessen Konzept seitdem von jedem Drift-Veranstalter kopiert wurde.

Aber Dorikin alias Drift King ist schon viel länger im Motorsport und noch länger im Touge-Drift unterwegs. So fuhr Keiichi Tsuchiya so nebenbei in zahlreichen Langstreckenrennen und Meisterschaften als professioneller Rennfahrer, der 1977 tatsächlich eher als “Underdog” überhaupt in den Motorsport kam. Sozusagen driftete er sich über “halblegale” Touge-Drifts in den siebziger Jahren in den professionellen Motorsport.

Keiichi Tsuchiya fuhr sogar beim 24h-Rennen von Le Mans, in der JGTC Tourenwagenmeisterschaft und selbst in der NASCAR! Ja, selbst in “The Fast and the Furious: Tokyo Drift” hatte er einen Cameo-Auftritt.

Und bei TEC-ART’s parkt eben der AE86 des Drift Kings mit dem er beispielsweise bei den zahlreichen “Hot Version’s Gunsai Touge”-Videos fuhr! Vor kurzem hatten wir übrigens mit Tsuchiya-san auch einen Vergleichstest mit unseren verschiedenen Fahrwerkanwendungen für GT86 und natürlich dem AE86 in der japanischen Fachpresse veröffentlicht.

Das der Toyota GT86 der offizielle Nachfolger des Corolla AE86 ist, müssen wir doch nicht wirklich noch erwähnen? Warum dieser über 30 Jahre alte “Toyota Sprinter Trueno” alias Corolla A86 so legendär ist, liegt auch an den zahlreichen und oftmals erst auf dem zweiten Blick zu sehenden Modifikationen. Der Wagen hat übrigens ein Kampfgewicht von unter 950 Kilogramm!

Der “TEC-ART’s 7AG” 1,8-Liter-Vierzylinder mit seiner Fünfventiltechnik leistet im Arbeitsgerät des Drift Kings aktuell 223 PS und dreht in den Drehzahlhimmel – kein Wunder, dass der leichte AE86 mit so manchem größeren und vor allem moderneren Kaliber mithalten kann.

Der persönliche AE86 von Keiichi Tsuchiya ist dabei kein reines Ausstellungsstück, sondern wird immer noch aktiv gefahren und muss für so manche verrückte Ideen von Yoshinori Kamata herhalten; wie beispielsweise einmal für einen Getriebeumbau mit einem Fünfgangschaltgetriebe ohne fünften Gang aber dafür den Gängen 1, 2, 3, 3.5 und 4 sowie Rückwärtsgang …

Fotos Larry Chen, Video Hoonigan, Best Motoring

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