DTM 2023: BMW- und Porsche-Motorsportkunden sind auf dem Red Bull Ring erfolgreich

Kundensport bleibt Kundensport – und damit etwas ältere Kundensportrennwagen gegenüber aktuelleren Rennwagen chancengleich sind, werden vor jedem Rennen auf beinahe jeder Rennstrecke, die Balance-of-Performance-Karten neugemischt. Die DTM ist da keine Ausnahme.

https://www.youtube.com/watch?v=x9rMLd9Abpc

Was auf den ersten Blick etwas nach blindem Aktionismus und Entscheidungen von Papiertigern klingt, erlaubt es uns Motorsportfans im Jahr 2023 überhaupt noch so eine hochkarätige Meisterschaft wie die DTM verfolgen zu können. Denn wo gibt es heutzutage noch so ein abwechslungsreiches und professionelles Starterfeld wie in den “Deutschen Tourenwagen Masters”?

Audi 8 R8 LMS GT3 EVO II, BMW M4 GT3, Ferrari 296 GT3, Lamborghini Huracan GT3 EVO 2, Mercedes-AMG GT3 und Porsche 911 GT3 R sind völlig verschiedene Rennwagen mit unterschiedlichen technischen Spezifikationen, Konstruktions- und Herstellerphilosophien – damit alle fair gegeneinander im Wettbewerb fahren können, werden sie über die Balance-of-Performance auf ein in etwa gleiches Leistungsniveau gebracht. Übrigens, weltweit rüsten wir alle BMW M4 GT3 und Porsche 911 GT3 R mit unseren KW V6 Racing Solid Piston Dämpfern aus.

Bereits bei den vergangenen DTM-Läufen hatten die Audi-Kudensportteams mit ihren etwas in die Jahre gekommenen Rennwagen schlechte Karten und für die Rennen im österreichischen Spielberg hat der Veranstalter gemeinsam mit den Sportkommissaren die DTM-BoP angepasst.

Nach wie vor blieben bei den Audi R8 LMS GT3 EVO II die zwei 36 Millimeter Restriktoren an Bord; dafür wurde durch das Ausladen von zehn Kilogramm Ballast der R8 etwas leichter. Etwas leichter wurden auch alle Porsche 911 GT3 R eingestuft. Die Porsche-Teams durften insgesamt fünf Kilogramm an BoP-Gewicht ausladen. Anders hingegen bei den BMW M4 GT3. Dort mussten alle Teams wieder zehn Kilogramm aufladen.

Bei den Rennwagen von Ferrari, Lamborghini und Mercedes-AMG blieb dagegen alles beim Alten. So wiegen nun die Audi 1300 Kilogramm und haben zwei 36 Millimeter (Luft-)Restriktoren. Die BMW haben ein Kampfgewicht von 130 Kilogramm und dürfen mit einem Ladedruck von 2,00 bis 2,70 bar in Spielberg in den Rennsamstag.

Die Ferrari sind mit 1300 Kilogramm und einem Ladedruck von 1,78 bis 2,52 bar “einge-BoP-t”; während bei den Lamborghini-Boliden das Gewicht bei 1340 Kilogramm liegt und der Restriktor 51 Millimeter misst. Die Mercedes sind alle mit 1320 Kilogramm und zwei 34,5 Millimeter Restriktoren unterwegs. Die GT3 von Porsche bringen nun 1305 Kilogramm auf die Waage und die beiden Restriktoren sind 39,5 Millimeter groß.

Aber nicht nur bei der Balance of Performance braucht man ein gutes Blatt in der Hand, auch bei der Boxenstrategie sowie dem Wetter-Poker ist immer ein gutes Blatt gefragt. Am besten mit der feuchten und später abtrockneten Strecke kamen einzelne BMW- und Porsche-Teams zurecht.

So stellte Laurin Heinrich (#75, Team75 Motorsport) seinen Porsche 911 GT3 R mit der schnellsten Rundenzeit von 1:36.778 Minuten auf die Pole Position. Zweiter wurde Kelvin van der Linde (#3, Abt Sportsline) im Audi R8 LMS GT3 EVO II (Quali-Zeit von 1:36.843 Minuten). Von der zweiten Startreihe ging der zweite Porsche 911 GT3 R von Team75 Motorsport (#24, Ayhancan Güven, 1:36.859 Minuten) von Startplatz Drei und der erste Manthey EMA 911er (#91, Thomas Preining, 1:36.954 Minuten) von der Vier ins Rennen.

Für den fünften Startplatz mit einer Rundenzeit von 1:36.978 Minuten qualifizierte sich der zweite Manthey-EMA-Porsche mit Dennis Olsen (#90), während Rene Rast (#33) im Schubert Motorsport BMW M4 GT3 mit seiner 1:37.010 Minuten von der vierten Startreihe als Siebter startete. Sein direkter “Startliniennachbar” war der BMW-Kollege Marco Wittmann (#11, M4 GT3) mit einer Qualirundenzeit von 1:37.016 Minuten.

Von der 17 startete Sheldon van der Linde (#1, BMW M4 GT3, 1:37.864 Minuten). Mit Startplatz 20 musste unser KW Motorsportvertriebsmitarbeiter und DTM-Rennfahrer Tim Heinemann in seinem “From-Sim-to-DTM”-Porsche-911-GT3-R (#9, 1:38.133 Minuten) vorliebnehmen. Tim Heinemanns Toksport-WRT-Teamkollege Marvin Dienst (#99) reihte sich mit seiner Rundenzeit von 1:38.294 Minuten auf den 22. Startplatz ein.

Von den 28. Startern qualifizierten sich insgesamt 27 Fahrer; während David Schumacher (#27, Mercedes-AMG Team Winward) vom letzten Platz als 28. starten musste. Übrigens, der Mercedes-AMG-Fahrer wurde später 18.

Die DTM-Saison 2023 ist immer für Überraschungen gut; klar klingt das ziemlich abgedroschen, aber wer hätte es gedacht, dass ein Audi R8 LMS GT3 EVO II auf dem Red Bull Ring gewinnt? Niemand. Beim Start war die 4,318 Kilometer lange Strecke, die sich auf etwa 660 Höhenmeter über dem Meeresspiegel befindet, nach kurzem Regen noch feucht.

So entschloss sich der Großteil der Teams mit Regenreifen ins Rennen zu starten. Nur sieben Fahrer schickten die Teamstrategen mit Slicks und vollem Risiko auf die Strecke. Was leider von wenig Erfolg gekrönt war.

Pole-Setter Laurin Hinrich konnte seinen Startplatz verteidigen und setzte sich ein wenig mit seinem Team75-Motorsport-Porsche-911-GT3-R (#75) ab; während Kelvin van der Linde in seinem Abt-Sportsline-Audi zunächst bis auf den fünften Platz zurückfiel.

Erst nach etwa zehn Runden war die Strecke soweit trocken gebügelt worden, dass die Rundenzeiten der Regenreifen-Fahrer und Slickreifen-Starter ungefähr in den durchschnittlichen Rundenzeiten auf dem gleichen Niveau lagen. Ab Runde 16 wurde das Boxengassenfenster geöffnet und die “Stunde des Undercuts” folgte.

Die Undercut-Strategie mit dem frühen Boxenstopp und Reifenwechsel zahlte sich für den Abt-Sportsline-Fahrer Ricardo Feller (#7) am besten aus. Von der Position 26 (!) ins Rennen gegangen, reihte er sich immer weiter vorne ein. Von den frischen Reifen profitierte auch sein Teamkollege Kelvin van der Linde (#3).

Er konnte mühelos Laurin Heinrich (#75) im Team-75-Motorsport-911er und Maro Engel (#48, Mercedes-AMG Team Mann-Filter) nach dem Boxenstopp auf der Strecke überholen. “Ich konnte eine gute Outlap fahren, und das hat mir dann die Möglichkeit gegeben, an Maro und Laurin vorbeizugehen”, sagte Kelvin van der Linde gegenüber Motorsport-Total.com

In Runde 24 musste nach einer Kollision zwischen dem Ferrari (#69) von Thierry Vermeulen und Clemens Schmid (#63) das Safety Car ausrücken. Kaum war das Safety Car in Runde 27 wieder von der Strecke, ging es DTM-typisch weiter hart zur Sache. Während auf dem ersten Platz Kelvin van der Linde (#3, Abt Sportsline) und Laurin Heinrich (#75, Team 75 Motorsport) seinen zweiten Platz souverän verteidigten; war der Kampf um den dritten Platz ein Spektakel.

Maro Engel (#48, Mercedes-AMG Team Mann-Filter) und Thomas Preining (#91, Manthey EMA) zogen die Boxhandschuhe an und der Porsche drängte den Mercedes sogar von der Strecke. Die Rennleitung gab über Teamfunk bekannt, dass der Manthey-EMA-Pilot dem Mann-Filter-AMG wieder vorbeiziehen lassen musste. Dadurch verlor die Startnummer 91 ganze drei Positionen.

Denn den harten Schlagabtausch zwischen dem Mercedes und dem Porsche wussten Ricardo Feller im Audi (#7, Abt Sportsline) und Rene Rast (#33, Schubert Motorsport) im BMW für sich zunutzen. Sie fuhren nun um den letzten Podestplatz. Dabei schob der M4 GT3 den R8 LMS GT3 EVO II beim Überholvorgang sogar an, sodass sich Rene Rast wieder hinter den Abt-Audi zurückfallen ließ.

Das Samstagsrennen gewann Kelvin van der Linde im Audi R8 LMS GT3 EVO II (#3, Abt Sportsline). Zweiter wurde im Porsche 911 GT3 R Laurin Heinrich (#75, Team 75 Motorsport) und Ricardo Feller im zweiten Abt-Audi (#7) war der lachende Dritte.

Auf der Vier kam Rene Rast (#33) im Schubert Motorsport BMW M4 GT3 ins Ziel. Die weiteren BMW- und Porsche-Motorsportkunden mit den KW V6 Racing Dämpfern wurden Sechster (#91, Thomas Preining, Manthey EMA, Porsche 911 GT3 R), Achter (#11, Marco Wittmann, Project 1, BMW M4 GT3), Zehnter (#90, Dennis Olsen, Manthey EMA, Porsche 911 GT3 R).

Die weiteren BMW- und Porsche-Motorsportkunden mit den KW V6 Racing Dämpfern kamen auf den Plätzen elf (#24, Ayhancan Güven, Team 75 Motorsport Porsche 911 GT3 R), 21 (#9, Toksport WRT, “From-Sim-to-DTM”-Porsche-911-GT3-R), 22 (#99, Marvin Dienst, Toksport WRT, Porsche 911 GT3 R) und der 24 (#56, Sandro Holzem, Project 1, BMW M4 GT3) ins Ziel.

Ein völlig anderes Qualifyingbild gab es am Sonntagmorgen. Manthey-EMA-Porschefahrer Thomas Preining (#91, 911 GT3 R, 1:27.882 Minuten) qualifizierte sich für den vierten Startplatz, Ayhancan Güven (#24, 911 GT3 R, Team 75 Motorsport, 1:27.974 Minuten) für Platz Acht, Dennis Olsen (#90, 911 GT3 R, Manthey EMA, 1:27.989 Minuten) besetzte den zehnten Startplatz, Marvin Dienst (#99, 911 GT3 R, Toksport WRT, 1:28.134 Minuten) die 15. Startposition, Tim Heinemann (#9, “From-Sim-to-DTM”-911-GT3-R, Toksport WRT, 1:28.227 Minuten) musste von der 19 und Laurin Heinrich (#75, 911 GT3 R, Team 75 Motorsport, 1:28.243 Minuten) von der 20 ins Sonntagsrennen starten.

Nachdem beim Sonntagsqualifying die Schubert-Motorsport- und Project-1-BMW M4 GT3 – Polesetter Rene Rast (#33, Schubert Motorsport, 1:27.2671 Minuten) und Sheldon van der Linde (#1, Schubert Motorsport, 1:27.782 Minuten) zweiter Startplatz sowie Marco Wittmann (#11, Project 1, 1:27.948 Minuten) fünfte Startposition – so stark dominierten, wurde vor dem Rennen noch einmal die BoP angepasst. Wobei Sandro Holzem (#56, Project 1, 1:28.512 Minuten) vorher beim Qualifying nur in die zwölfte Startreihe kam und später von der 24 ins Rennen musste.

Während bei allen BMW M4 GT3 noch einmal zehn Kilogramm Performance-Gewicht eingeladen wurde, konnten alle Audi-, Mercedes- und Porsche-Teams jeweils fünf Kilogramm ausladen. An den Restriktoren und dem jeweiligen Ladedruck wurde aber nichts mehr abgeändert.

Auf den ersten Blick ging das zweite Rennen so zu Ende, so wie das Qualifying endete; aber wir sind hier bei der DTM, der aktuell härtesten und interessantesten GT3-Serie Westeuropas. Denn während unsere BMW- und Porsche-Motorsportkunden an der Spitze alle Attacken blockten und souverän auf den Positionen eins bis fünf nach Hause kamen, ging es in den 41 Runden richtig zur Sache.

Ein Hoch auf die Cutter! Die Kollegen haben ein wunderschönes Highlight-Video vom Sonntagsrennen geschnitten

Das fing schon in der ersten Runde beim Start an, obwohl im Vergleich zum Samstagsrennen das gesamte Rennen wesentlicher ruhiger verlief. Das kann zwar SSR-Performance-Fahrer Mirko Bortolotti (#92, Lamborghini Huracan GT3 EVO 2; neunter Startplatz ) nicht von sich behaupten. Gleich in der ersten Runde wurde er von Marvin Dienst (#99, Porsche 911 GT3 R, Toksport WRT) unabsichtlich touchiert und der Lamborgini des bis dato Führenden in der Fahrerwertung musste mit einem Reifenschaden zum unplanmäßigen Boxenstopp.

Dabei fiel er über eine halbe Runde zurück. In der DTM ist das eine Ewigkeit, denn im Grunde liegen alle, sofern es zu keinen Zwischenfällen kommt, innerhalb weniger Sekunden auf demselben Performance- und Rundenzeitenniveau.

Gleich beim Start gab es auch ein starkes Überholmanöver von Thomas Preining, der am Ferrari von Jack Aitken (#14, Emil Frey Racing) vorbeizog und sich direkt hinter Sheldon van der Linde (#1, BMW M4 GT3, Schubert Motorsport) auf den dritten Platz einreihte. Marco Wittmann (#11, BMW M4 GT3, Project 1) zog am Grasser-Racing-Team-Lambo von Clemens Schmid (#63) vorbei und versuchte im Laufe des Rennens zur Spitzengruppe aufzuschließen.

Die Führenden gingen erst relativ spät zum Pflichtboxenstopp, um vorne ihre Verfolger weiter auf Abstand halten zu können. Dabei fielen dann auch schon die ersten Regentropfen, die aber zum Glück der ganzen DTM-Akteure sich nur zu einem leichten Nieselregen entwickelten. So konnte das gesamte Starterfeld einfach weiter auf Slicks ihr Rennen fahren.

Nach 41 Runden feierte Rene Rast im Schubert-Motorsport-BMW-M4-GT3 (#33) mit einem Vorsprung von 1.263 Sekunden seinen ersten Sieg in einem DTM-Rennen auf einem BMW. Sein Teamkollege Sheldon van der Linde (#1) wurde Zweiter.

Mit etwas über drei Sekunden Rückstand auf den zweiten BMW M4 GT3 (#1) von Schubert Motorsport kam Thomas Preining mit seinem Porsche 911 GT3 R (#91, Manthey EMA) als Dritter ins Ziel.

Vierter wurde Marco Wittmann (#11, BMW M4 GT3, Project 1) und als Fünfter fuhr Dennis Olsen mit seinem Porsche 911 GT3 R (#90, Manthey EMA) über die Ziellinie.

Auf der Sieben kam Ayhancan Güven vom Team 75 Motorsport (#24) mit seinem Porsche 911 GT3 R als sechster Rennwagen mit KW V6 Racing Dämpfern in die Top-10 des DTM-Sonntagsrennens.

Marvin Dienst (#99, Porsche 911 GT3 R, Toksport WRT) kam auf der 14 an, Laurin Heinrich (#75, Porsche 911 GT3 R, Team 75 Motorsport) wurde 16., während Tim Heinemann (#9, “From-Sim-to-DTM”-911-GT3-R, Toksport WRT) als 20. das Rennen auf den Red Bull Ring beendete. Sandro Holzem (#56, BMW M4 GT3, Project 1) schied leider aus und war da nicht allein.

Neben ihm schieden auch Kelvin van der Linde (#3), Luca Stolz (#4) und Mattia Drudi (#40) aus, während Andrea Caldarelli (#19) disqualifiziert wurde. Durch das Pech von SSR Performance, wurde in Spielberg auch die Meisterschaft vor dem Finale auf dem Hockenreimring am vorletzten Oktober-Wochenende (20. bis 22.10.2023) neugemischt.

So hat Porsche mit insgesamt 384 Zählern wieder die Führung in der Herstellerwertung übernommen, während Lamborghini mit 343 Punkten auf der Zwei liegt, mit 331 Punkten ist Mercedes Dritter. Vierte sind BMW (316 Punkte), Audi (300 Punkte) liegt auf der Fünf und Ferrari (173 Punkte) auf der Sechs.

In der Fahrerwertung konnte Porsche-Fahrer Thomas Preining (#91) mit 190 Punkten die Führung vor Lamborghini-Fahrer Mirko Borotolotti (#92) übernehmen.

Fotos Gruppe C Photography

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