Kranke Schweden: ein BMW 320d als “Time-Attack-M3”

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Sicher kennt ihr alle das Gatebil Event in Rudskogen? Nein?!? Dann packt Euch nächstes Jahr im Sommer in den Flieger und düst nach Norwegen. Mitten in den Wäldern zwischen Schweden und Norwegen versteckt sich nämlich das “Rudskogen Motosenter”.  Seit Jahren steigt dort das “Gatebil Event” und verbindet ein PS-geschwängertes Tuningtreffen mit hochkarätigen Performance-Wagen wie etwa verrückten Ford Granadas mit Koenigsegg-Motoren(!) bis hin zu Toyota Starlets mit zwei Triebwerken! Dazu gibt’s noch jede Menge Bier und ein Open-Air-Konzert! Sozusagen ein 24h-Rennen Nürburgring in klein mit Tuning obendrauf. Leider geil!

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Neben dem Spaßfaktor ist in den letzten Jahren in Gatebil ein Trend zu beobachten, dass die in der “Extreme Class” starteten Rennwagen immer professioneller werden und dementsprechend ein immer internationaleres Teilnehmerfeld vor Ort ist. Spätestens, wenn dann das komplette Teilnehmerfeld auf die Strecke geht und ähnlich wie bei einem Time-Attack-Rennen gegeneinander antritt, kommt der Mythos Gatebil so richtig ins Rollen. Das Geniale: beim fliegenden Start donnern alle Klassen gleichzeitig los. Ein Bild für Götter.

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Keine Frage, es ist ein unglaubliches Spektakel! Vor allem weil die kleinen und auf den ersten Blick untermotorisierten Underdogs nicht nachgeben und ihre Position auf der Ideallinie bis auf’s Äußerste verteidigen. So passiert es immer wieder, dass ein vergleichsweiser rustikaler Ford Escort MKII die Ideallinie besetzt und selbst ein NISMO Super GT Z33 zur Freude der Zuschauer zunächst kein Land gewinnt!

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Dieser benzingeschwängerten und einmaligen Atmosphäre ist auch der schwedische KW Fan und Tuner Karel Silha seit Jahren verfallen. Karel ist eine Instanz in der BMW-Szene. Wie so viele andere “Tuning-Nordmänner” – Stichwort Dahlbäck Racing – sorgt auch Karel mit seinen Umbauten für Furore. Rundum des Globus feierten Szene-Blätter Karels bekannten Monster-E30, der mit seinen auf 931 PS aufgeladenem M20B25 unter der Haube in Skandinavien nichts “Besonderes” ist!

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Aber nicht nur mit der Motorleistung überzeugte damals Karels E30, sondern uns und vielen Gatebil-Besuchern blieb die filigrane und perfekte Ausführung seines am “Old School”-BMW montierten Widebody-Kit in Erinnerung. Aber auch das neuste Meisterwerk von Karel überzeugt mit seinem perfekten Karosserie-Finish. Diesmal fährt Karel, wie unschwer an den Bildern zu erkennen, mit einem BMW E90 vor.

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Interessanterweise – vor allem aus der “Gatebil”-Perspektive – hat Karel sich vorerst dem ausschließlichen Umbau der Karosse und der Aerodynamik gewidmet und sich erst später an die Leistungssteigerung gemacht. Aber der BMW ist keineswegs schwach auf der Brust …

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Eigentlich wollte Karel einen BMW E90 M3 als Basis nutzen. Aber in Schweden sind gebrauchte M3 sehr teuer. Während man laut unseren Kollegen von KW USA in den Staaten ungefähr für 25.000 – 30.000 US-$ schon einen “ansehbaren” E90 M3 kaufen kann, verriet uns Karel das in Schweden interessante M3 erst ab etwa 45.000 US-$ gehandelt werden.

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So viel Budget nur für die Basis zu investieren, sprengte Karels Budgetplanungen. Eingefleischte BMW M-Enthusiasten hören es zwar nicht gerne, aber auch ein BMW M3 E90 teilt sich viele Teile mit dem Rest der BMW E90-Baureihe. Und bei Karels Dreier handelt es sich eigentlich um einen 2007er 320d!

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Gemeinsam mit Suvi Performance versteifte Karel die in der Zwischenzeit leergeräumte 320d-Karosse mit einem maßgeschneiderten Überollkäfig mit Flankenschutz, Kreuz, H-Strebe und zig weiteren Verstrebungen.

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Selbstverständlich zeigt sich der Käfig genauso wie das restliche Interieur im zweifarbigen Look aus “Hulk-Grün” und “Darth Vader Schwarz”. Ein feines Detail.

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Dasselbe Farbenspiel natürlich an der Domstrebe – plus einen Hauch von Lila durch unser KW Stützlager.

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Aber die ganzen Farbenspiele gehen eigentlich gegen das Eigenbau-Bodykit unter. Die komplette Aerodynamik ist eine Einzelanfertigung, die unendliche Stunden und diverse Anbauversuche kostete. Allein die hinteren Radläufe bauen um 90 mm pro Seite nach außen. Und sie sind nicht aus Gfk, sondern aus Blech!

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Dazu musste Karel nicht nur die Radläufe im Blech bearbeiten, sondern auch Kunststoff schweißen und zu Gfk greifen, um die Heckschürze formschön anpassen zu können.

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Auch an der Front ging der BMW in die Breite. Dort bauen die Radläufe pro Seite um 75 mm nach außen. Aber diesmal handelt es sich um komplette Kunststoffkotflügel. Ein Detail, dass wir Euch etwas näher erklären wollen.

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Bis auf den BMW E90-M3 rollen eigentlich alle E90-Limousinen mit Kotflügeln aus Stahl vom Band. Aber um jetzt wie bei Karels Dreier vorne eine E90 M3 Frontschürze montieren zu können, musste Karel die Serienscheinwerfer gegen die Scheinwerfer vom E92 Coupé ersetzen und dazu auch noch die Kotflügel wechseln, welche aus Kunststoff sind.

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Das Karosseriekleid mit seinen Kohlefaserkomponenten ist einfach atemberaubend geworden. Dabei wirkt es nicht so aufgesetzt wie so manches Bodykit mit den angesagten “Bolt-on”-Kotflügelverbreiterungen.

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Damit der BMW nicht nur gut aussieht, sondern auch noch gut fährt, kam unser KW Competition 3A Rennsport-Gewindefahrwerk mit externen Ausgleichsbehältern an Bord.

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Weltweit werden unsere KW Competition Rennsportfahrwerke von zahlreichen Rennteams und Driftteams eingesetzt. Und auch Karel Silha beauftragte unsere Motorsportabteilung ein Competition Fahrwerk für seinen E90 anzufertigen. Dabei bauten wir ein speziell auf Karels Karosserie und Achslasten abgestimmtes Fahrwerk. Denn durch die diversen Leichtbauoperationen und der mit dem Käfig versteiften Karosse, war auch ein anderes Grundsetup der Dämpfer gefragt.

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Hinter den Speichen der Work VS XX Felgen ankert an der Vorderachse eine Endless Sechskolbenbremsanlage und an der Antriebsachse “beißt” eine Vierkolbenanlage zu. Die Bremsanlage hat mit dem 1.510 Kilogramm wiegenden BMW ein leichtes Spiel. Ein Serien-320d wiegt zwar “nur” 1.505 Kilogramm, aber bei Karels BMW kommt im Vergleich zur Serie ein Überrollbügel und 4.0-Liter-V8 dazu!

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Selbstverständlich fuhr Karel in Gatebil nicht mit einem 320d vor, sondern unter dem sportlichen Body arbeitet jetzt längst ein M-Triebwerk. Genaugenommen ist es der kaptiale S65B40 V8 mit 420 PS.

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Den nachgerüsteten M-Motor und das Getriebe ließ Karel vorerst noch im M-Serientrimm. Nur die Einspritzventile wurden gegen leistungsstärkere Düsen ersetzt. Aktuell soll derV8 bereits schon 460 PS mobilisieren und der Schwede spielt mit den Gedanken an den V8 noch zwei Turbos anzuflanschen.

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Wer den BMW etwas näher unter die Lupe nimmt, dem werden neben den Bremsen und Felgen noch weitere Einflüsse und Hardware aus Japan ins Auge springen.

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Auch aus Japan stammen die Takata Gurte – und  jetzt nehmen wir am besten gleich einmal im Cockpit Platz.

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Hier dominiert das typische und schnörkellose Rennwagen-Flair. Das Armaturenbrett wurde auseinander gepflückt und einer Diät unterzogen. Dazu kamen ein digitales Racepak Multifunktions-Armaturendisplay, ein Snap-Off Sportlenkrad und Sparco Schalensitze.

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Conrit AB überarbeitete die AP Racing Pedalbox, damit diese auch mit dem “Drive-by-Wire”-System der Haltech Motorelektronik funktionierte.

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Während die Haltech Elektronik sich um den Motor kümmert, sorgt die Racepak-Hardware in Form des Displays und den oben am Carbonhimmel installierten Schaltern für den Dialog zwischen Fahrer und BMW.

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Neben dem Dach sind auch die Motorhaube und der Kofferraumdeckel aus leichter Kohlefaser gefertigt.

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Von der Serienelektronik blieb nichts mehr an Ort und Stelle. Karel ersetzte sie durch ein kompletten Kabelstrang von Haltech mit freiprogrammierbaren Steuergeräten.

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Der gesamte Umbau wirkt durchdacht und standfest. Karel ist klar, dass er mit seinem BMW auf der Geraden mit seinem 460 PS starken E90 schlechte Karten gegen die überpotenten Racer hat, aber sein BMW ist dennoch schnell – nicht nur in den Kurven durch das KW Competition Gewindefahrwerk.

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Mit nur wenigen Ausflügen und Auftritten bei verschiedenen Events, steckt der BMW in Karels Augen noch in den Kinderschuhen. Im kommenden Winter möchte er noch gerne das Thema Abtrieb in Angriff nehmen, um noch schneller durch die Kurven von Rudskogen bügeln zu können.

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In Gatebil fiel Karels BMW nicht nur wegen seiner Lackierung auf. Er war als reiner “Sauger” mit seinen nur 460 PS in der “Extreme Class” in gewisser Weise Neuland, vor allem wenn man bedenkt, dass im Hohen Norden Fahrzeuge mit rund 1000 PS beinahe Standard sind. Karels E90 zeigt hingegen, dass man mit der richtigen Abstimmung und dem perfekten Zusammenspiel von Reifen, Fahrwerk, Leichtbau und Aerodynamik immer auf der richtigen Seite ist. Klar, spielt auch das fahrerische Können und Talent eine große Rolle.

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Aber, um vorne mitmischen zu können, hilft nur fahren, fahren, fahren, damit man seinen Wagen in- und auswendig kennenlernt.

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In Karels Augen ist sein BMW noch ganz am Anfang an seiner Karriere als “Time-Attack-Hulk” und er überlegt neben dem schon erwähnten Bi-Turbo-Umbau vielleicht auch einen Kompressor als “Druckmacher” nachzurüsten. Auf jeden Fall soll das Getriebe gegen eine sequentielle Schaltbox ersetzt werden.

Am besten wir warten alle den Winter 2015/2016 ab, denn gemeinsam mit unserem schwedischen Importeur Hans Svahn von Autoprofil AB wird noch so einiges an dem BMW passieren.

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Bereits heute können wir es kaum erwarten, Karel und seinen BMW 2016 in Gatebil zu treffen – ihr nicht auch?

Fotos KW, Speedhunters Paddy McGrath

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