Wenn man nicht so richtig weiß was man schreiben soll, fängt man immer mit einer provokanten Frage an. Diesen Gedanken “ritt” wohl im Herbst 2016 auch den britischen Journalisten Robb Pritchard, als er für das Kultmagazin “Performance Ford” Christopher Neumayrs Escort vorstellte.
Frei übersetzt lautete damals die provokante Frage auf dem Titel, ob dieser Ford Escort der beste Escort aller Zeiten sei! Naja, wir kennen da persönlich jemanden, der selber einen Ford fährt und für Christopher Neumayrs Escort Mk II RS nur des Lobes ist.
“Ob der ‘Neumayr RS’ der Beste ist, weiß ich nicht, aber der Escort ist voller Raffinessen und verdammt schnell”, meint Andreas Kokor, der selbst mit einem Escort in verschiedenen Bergrennen startet und beim Thema Ford Escort Mk I ein wandelndes Lexikon ist. “Ich sag nur Einzelradaufhängung an der Hinterachse, sequenzielles Sechsganggetriebe von Tractiv und vieles mehr …”
Als Basis für Christophers “Berg-Athleten” dient ein komplett neu aufgebauter Escort Mk II, der im Lauf der letzten Jahre immer weiter perfektioniert wurde. “Das ich den RS so aufbaute ist eigentlich einem Unfall zu verschulden”, gibt der Österreicher verschmitzt zu. Gleich bei seiner ersten Ausfahrt schaffte es Christopher den Ford mit Hilfe einer Mauer “kalt zu verformen”. Zum Glück gab es nur geprellte Rippen und durch den Einschlag verschoben sich Motor, Getriebe so weit nach hinten, dass die Hinterachse verbogen war.
Da hat es dann bei Christopher – verzeiht bitte diese Formulierung – auch ordentlich im Kopf geknackt. Aber zum Glück war nur der RS2000 hinüber und der Österreicher hatte nur nur leichte Blessuren und konnte nach einem Checkup im Spital gleich wieder nach Hause.
Der verunfallte RS war nicht mehr zu retten und Christopher baute einen neuen Wagen auf. Die neu angeschaffte Karosse wurde ordentlich zurechtgemacht und so weit wie möglich es das Reglement erlaubt, sparte der Österreicher bei seinem neuen Rennwagen an Gewicht.
Da der damalige “Berg-Rookie” nicht gleich in der “Königsklasse” mit den aktuellen “Berglegenden” starten wollte, entschloss er sich in der E1-Klasse ohne Turbomotoren zu starten.
Der akribisch aufgebaute Zwoliter-Cosworth-Sauger (Code YB) dreht mit seinem von 77 mm auf 72 mm reduzierten Hub bis zu 10.000 Touren in der Minute und mobilisiert 304 PS und 254 Nm! “Bei TS Motorsport im oberbayerischen Oberdarching wurde der Motor auf einem Leistungsprüfstand fein abgestimmt”, erzählt Christopher. “Valentin Schneider hilft mir immer mit wertvollen Infos und direkt bei ihm kauf’ ich auch immer alles, was man so braucht.”
Über TS Motorsport bezog der Österreicher auch sein KW Competition 3A Rennsportfahrwerk, das unsere KW Rennsportabteilung speziell für den Ford anfertigte.
Oft fragen uns auf Facebook viele Motorsport-Fans und Gentlemen-Racer, warum wir unsere Rennsportfahrwerke nicht im Produktfinder auf der Homepage führen. “Weil es keine Spielsachen sind”, wie die Kollegen aus der Competition-Abteilung immer mit einem Augenzwinkern sagen. Aber Spaß beiseite, das ist schnell erklärt. Bei jedem unserer Rennsportfahrwerke handelt es sich um ein extra für den jeweiligen Rennwagen individuell angefertigtes Rennsportfahrwerk.
Nach Eurer Kontaktaufnahme schickt Euch unsere Kollegin Maren ein kleines “Lastenheft” indem ihr Eure Fahrzeugdaten, den Einsatzzweck und Co. akribisch für Euren Rennwagen eintragt.
Solltet ihr von Fall zu Fall überfragt sein, springen Euch die Kollegen sogar zur Seite und helfen Euch mit ihrem Knowhow. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr ein Rundstreckenfahrwerk, ein Driftfahrwerk, ein Rallyefahrwerk, ein Fahrwerk für Euren Renntruck, Formel-Boliden, Bergrennern, Offroad-Wagen benötigt – wir können frei nach dem baden-württembergischen Länder-Slogan: “Können wir beim Thema Fahrwerk eigentlich alles, außer Hochdeutsch”.
Jetzt aber wieder zurück zum “Neumayr Escort”. Im Vergleich zu vielen Motorsportarten erlauben manche Bergmeisterschaften beim Thema Aero beinahe alles, was möglich ist und so ist es auch kein Wunder, dass Christophers Escort Mk II eine ziemlich einmalige Aerodynamik hat. Bei einem leichten Kampfgewicht von lediglich 790 kg braucht der Ford eine ausgefeilte Aerodynamik.
Christophers Escort ist wie so jeder liebevoll aufgebaute Rennwagen im Bergrennsport bis ins letzte Detail durchdacht. “Ich habe eigentlich aufgehört zu zählen, wie viele Stunden ich in den vergangenen fünf Jahren in die Optimierung und Verbesserung der Hardware gesteckt habe”, gibt der 2016er Bergmeister zu.
Wie vor jedem Bergfahrer ziehen wir auch vor Christopher den Hut, denn wie alle anderen Jungs und Mädels im Bergrennsport hat auch er Nerven wie Drahtseile. Und die muss man im Berg-Rennsport auch haben, schließlich sind die fahraktiven Teilnehmer mit allen Wassern gewaschen. Denn nur die wenigsten unter uns sind so abgebrüht, das sie mit ihrem mit viel Herzblut aufgebautem Wagen tatsächlich eine Bergrennstrecke am Limit “hochbrennen” und dabei sogar noch um jede Tausendstelsekunde kämpfen.
Hinzu kommt, dass viele der aktiven Bergsportler nicht mit modernem Sportgerät gegen die Physik kämpfen, sondern mit legendären Fahrzeugmodellen, die heute nur noch in den seltensten Fällen selbst bei klassischen Motorsportrennen am Limit bewegt werden.
Fotos Privat und verschiedene Fotografen (siehe Wasserzeichen)
