Was ist ein Gewindefahrwerk? Sidney Hoffmann gibt Euch Tipps

Früher oder später, steht jeder Tuningfan vor der Frage, ob er sich ein Gewindefahrwerk kaufen soll. Neben verschiedenen Rad/Reifenkombinationen, zählen weltweit Gewindefahrwerke zu den am meist gekauften Tuningprodukten. Oftmals sind viele durch das schiere Angebot an unterschiedlichen Gewindefahrwerken überfordert. TV-Moderator Sidney Hoffmann steht Euch mit ein paar Tipps beim Fahrwerkkauf zur Seite.

Das Gewindefahrwerk im Detail

Die Unterschiede zwischen Serien- und Gewindefahrwerken sind, dass ein Gewindefahrwerk meist über kürzere Federbeine, ein Gewinde auf jedem Federbein und verstellbare Federteller verfügt. Wird der Verstellfederteller in seiner Position geändert, ändert sich die Position der Fahrwerkfeder und dadurch die sogenannte „Tieferlegung“.

KW Polyamid-Gewindering mit Edelstahleinlage

Viele Hersteller verwenden dazu einen widerstandsfähigen Verbundwerkstoff mit einer Edelstahleinlage, wo durch keine Korrossion entstehen kann. Bei eloxierten Aluminium-Verstellringen kann es vorkommen, dass Schmutz welcher sich nach einiger Zeit zwangsweise zwischen dem Ring und Gewinde befindet, die Eloxaloberfläche beschädigt. Im schlimmsten Falle kann durch die entstehende Oxidation die Fahrzeughöhe nicht mehr variiert werden. Zudem lassen sich Gewinderinge aus Verbundwerkstoff leichter drehen.

Restfederweg und Fahrkomfort, trotz Tieferlegung

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Wer ein Serienfahrwerk neben ein Gewindefahrwerk stellt, hier im Bild ein Fahrwerk vom 3er BMW und das dementsprechende Gewindefahrwerk, sieht auf den ersten Blick, dass das KW Gewindefahrwerk deutlich kürzer ist. Durch die gekürzten Dämpfergehäuse bleibt aber trotz der großen Tieferlegung möglichst viel Einfederweg vorhanden und der verbleibende Restfederweg bleibt so gut wie möglich erhalten.

Der TÜV und die Tiefe

Da es sich beim Fahrwerk um ein sicherheitsrelevantes Bauteil handelt, sollte es immer vom Profi eingebaut werden. Auch empfiehlt es sich, vor dem Kauf eines Gewindefahrwerks das jeweilige Teilegutachten durchzulesen. Dank Onlineshops und informativen Webauftritten der Fahrwerkhersteller ist das ein Kinderspiel. Im Teilegutachten ist immer hinterlegt, für welche Achslasten und Antriebskonzept (Allrad-, Front- oder Heckantrieb) das Gutachten gilt. Im Teilegutachten steht ebenfalls der maximal erlaubte Tieferlegungsbereich.

Wie misst man die Tieferlegung?

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Die einfachste Art die Tieferlegung zu messen, ist dass man vor dem Einbau am Serienauto den Abstand zwischen Radmitte und Kotflügelbördelkante misst. Dasselbe macht ihr dann anschließend nach dem Einbau des Gewindefahrwerks.

Was gibt es noch zu beachten?

Überprüft unbedingt nach dem Fahrwerkeinbau die Radfreigängigkeit. Schließlich gibt es unendlich viele Rad/-Reifenkombinationen und Fahrwerkhersteller verwenden meist nur die größten, direkt beim Automobilhersteller erhältlichen Felgen zur Freigängigkeitsprüfung. Ist das Gewindefahrwerk wie im Gutachten eingebaut, die Radfreigängigkeit und die Mindestabstände von Anbauteilen und der Beleuchtungseinrichtung zur Fahrbahnoberfläche gewährleistet, spricht nichts gegen eine Eintragung in die Fahrzeugpapiere. Zwingend notwendig ist immer eine Achsvermessung vorzunehmen, bei deren die Sturz- und Spurwerte nach den Vorgaben des jeweiligen Automobilherstellers einstellen. Es empfiehlt sich die Sturz-Einstellwerte des Fahrzeughersteller, die dieser für seine Sportfahrwerke vorsieht, zu verwenden.

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Vorsicht: Niemals nachträglich ein Gewindefahrwerk unautorisiert modifizieren

Bei vielen Showfahrzeugen werden Gewindefahrwerke, die oft über ein Restgewinde verfügen, bis zum Anschlag runtergedreht. Dadurch erlischt das Gutachten, die Garantie und die Radfreigängigkeit ist nicht mehr gewährleistet. Das schlimmste hierbei ist aber, dass sich das Fahrverhalten fast immer deutlich verschlechtert bzw. in extremen Fahrsituationen das Fahrzeug nicht mehr beherrschbar ist. Gefährlich ist hierbei auch, dass beim Ausfedern des Fahrzeugs keine Vorspannung der Fahrwerkfedern vorherrscht, und beim vollständigen Ausfedern die Federn aus den Aufnahmepunkten fallen können. So kann bei Fahrten auf der Landstraße mit einer relativ geringen Geschwindigkeit von 90 km/h der Reifen durch eine Bodenwelle, Ausweichmanövern, oder allein beim Spurwechsel an der Radlaufkante schleifen. Je schneller man fährt, umso gefährlicher wird es. Oftmals werden bei unsachgemäßen Show-Tieferlegungen unerlaubt gekürzte Fahrwerksfedern eingebaut.

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