Tourenwagen Classics: Racing wie in den Goldenen 80ern

Wer glaubte, nur in Goodwood gäbe es historischen Motorsport mit spektakulären Zweikämpfen, der wurde spätestens seit dem gestrigen Rennen der Tourenwagen Classics am Norisring eines besseren belehrt.

Neben spektakulären Rennwagen aus den Epochen DRM/DTM/ITC und STW waren auch deren „Kutscher“ von einst wieder an den Lenkrädern zu bewundern. Die Teams schenkten sich absolut gar nichts und markierten allesamt ihr Revier auf dem berühmten Stadtkurs in Nürnberg. Natürlich forderte das streckenweise seinen Tribut – jedoch blieb es bei wenigen abgefahrenen Außenspiegeln. „wie früher“, so der Kommentar eines begeisterten Fans.

Nahezu 150.000 Zuschauer blieben nach dem DTM Rennen auf ihren Plätzen sitzen, um dieses Spektakel zu erleben. Auf den Bildschirmen zuhause verfolgten zehntausende das Rennen live per Stream. Kommentiert wurde von Rainer Braun und Oli Sittler.

Zum Renngeschehen: Mit dem Alfa Romeo 155 V6 TI im Martini-Look aus der ITC-Saison 1996 führte beim dritten Lauf der Tourenwagen Classic auf dem Norisring kein Weg vorbei. Zwar verlor der Trainingsschnellste Stefan Rupp im ehemaligen Dienstwagen von Nicola Larini den Startsprint gegen Ronny Scheer im Opel Astra V8 (2000). Doch in der Grundig-Kehre überholte der Landshuter auf der Kurvenaußenseite. In dem rund 500 PS starken Allradler eilte er dann dem Feld auf und davon.

Nur Ronny Scher vermochte den Ausgang des Rennens offen zu halten. Doch in der Startrunde verlor der Dresdener mehrere Positionen. Sein orangefarbener Flügeltürer, den in der DTM-Saison 2000 Tourenwagen-Held Joachim Winkelhock steuerte, ist der erste in historischen Rennen eingesetzte DTM-Wagen der neuen Generation ab der Saison 2000. Das Auto mit Flügeltüren hat sogar Norisring-Geschichte: Winkelhock gewann damals einen Lauf auf dem nur 2,3 Kilometer langen Kurs.

Mit dem Erfolgswagen von einst erkämpfte Scheer sich tapfer zurück und markierte zwar zwei Runden vor Schluss die schnellste Rennrunde. Doch Rupp fuhr mit 9,6 Sekunden Vorsprung den Sieg ein. Auf dem dritten Platz kam Richard Weber als schnellster BMW M3-Pilot ins Ziel. Der Rosenheimer und sein ex Diebels M3 gehören zu den Highlights im Starterfeld.

Dahinter kam Gerhard Füller im Opel Vectra STW als schnellster Zweiliter-Pilot ins Ziel. Doch der Stadtallendorfer wurde wie viele andere Teams nach dem Rennen disqualifiziert, weil er seinen Pflichtboxenstopp irrtümlich zu früh angetreten hatte. Dazu zählten auch TWC-Tabellenführer Marc Hessel /Frank Schmickler, Ralph Bahr/Harald Grohs sowie 5 weitere Teams.

BMW-M3-Kollege Kris Nissen hatte am Norisring erneut Pech. Im Training platzte der Einsatzmotor am Signal-BMW, dem ehemaligen DTM-Auto von Prinz Leopold von Bayern. Das befreundete Team Automotive 2.0 half mit einem Ersatzmotor aus, der über Nacht aus Düsseldorf herbeigeschafft wurde. Im Rennen streikte dann die Sicherung für die Benzinpumpe. Die Enttäuschung war dem ehemaligen VW Motorsport Chef glatt anzusehen.

Armin Dellkamm, TWC Meister 2016, meldete sich nach langer Pause spektakulär zurück. Mit seinem blauen Kalaschek M3 von 1988 lieferte der Regener ein sagenhaftes Rennen ab. Leider hatten nicht alle Teams das Glück, über die Distanz zu kommen. Am Ende feierte die Tourenwagen Classics Familie vereint in der Abendsonne am Dutzendteich seine Sieger. Der Norisring wird den vielen Teilnehmern ganz besonders in Erinnerung bleiben.

Text / Fotos Tourenwagen Classics (Verena Schwarz – VVisions Fotografie
Rainer Dolle – pixorado Motorsport Fotografie, Marc Boels – Marc Boels Photography)

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