Retro trifft auf Heute: HWA baut die perfekte Hommage des Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evolution II

HWA Evo mit KW Gewindefahrwerk auf Bergstraße

Was haben Mercedes CLK GTR, Mercedes-Benz CLK DTM AMG, Mercedes-Benz SLS AMG GT3, Pagani V12-R Evo und viele, viele andere Sportwagen, Supersportwagen und Rennwagen gemeinsam? Sie alle tragen mehr oder weniger Gene von HWA in sich.

HWA Evo mit KW Fahrwerk auf Parkplatz

Der HWA EVO ist weit mehr als ein wiedergeborener Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evolution II mit der Technologie von heute. Die vom AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht in Affalterbach gegründete HWA baut mit dem EVO erstmals einen eigenen Sportwagen. Der EVO ist der destillierte HWA Spirit in Reinkultur. Von einem Restomod zu sprechen, wäre vollkommen falsch.

Auch für den Mercedes-Benz 300 SEL AMG (Replika) fertigt KW individuelle Fahrwerke.
Auf Basis des Mercedes 300 SEL 6.3 schrieben Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher mit ihrem 300 SEL 6.8 AMG alias „Rote Sau“ Motorsportgeschichte

Kaum zu glauben, dass es eine Zeit gab, in der die Stuttgarter vom Motorsport jahrelang Abstand hielten. Zu sehr schmerzten die Erinnerungen an die größte Katastrophe im Motorsport. 1955 verunglückte ein Mercedes 300 SLR beim 24h-Rennen in Le Mans und riss neben dem Fahrer noch über 80 Zuschauer in den Tod. In die Bresche sprangen Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher, die Ende der Sechzigerjahre mit Rennwagen auf Basis des Mercedes 300 SEL 6.3 Motorsportgeschichte schrieben.

KW Fan mit Mercedes 190E auf der Nordschleife
W201 alias Mercedes-Benz 190E in artgerechter Haltung durch einen Liebhaber auf der Nürburgring Nordschleife – in den Radhäusern ein KW Racing Fahrwerk

Mercedes selbst wagte erst Mitte der Achtzigerjahre indirekt wieder den Schritt in den Motorsport. Die Basis dazu bildete der „Baby-Benz“. Mercedes‘ Antwort auf den BMW E30. 1983 erschien der 190E 2.3-16 als Sportmodell, ein Mercedes der in den Achtzigerjahren mit seinem 185 PS starken von Cosworth überarbeiteten Motor für Rekorde sorgte.

Nachdem der Sportler sich über 5000 Exemplare verkaufte und in der DTM sogar private Teams auf Basis des Mercedes 2.3-16 antraten, entschied sich Mercedes, wieder im Motorsport anzugreifen. Das war die Geburtsstunde vom Mercedes 190 Evo und dem Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evolution II.

Modelmaße nicht nur für die Nordschleife

HWA EVO Rolling Chassis mit KW Fahrwerk

Denn obwohl der HWA EVO auf dem Chassis eines Mercedes-Benz 190E (W201) basiert, bleibt vom ursprünglichen Spenderfahrzeug kaum etwas übrig. Wenn man es genau nimmt, sind nur noch Teile der Fahrgastzelle und die Formen der Türen noch original, mehr als Dreiviertel der Spenderkarosserie sind neukonstruiert und dabei massiv mit Rohrrahmen verstärkt.

HWA EVO auf der Retro Classics am KW Stand in Stuttgart

Dabei verlängert sich der Radstand um acht Zentimeter auf 2,75 Meter, die Karosserie wird 18 Zentimeter breiter und der gesamte HWA EVO misst 4,58 Meter. Selbst die A-, B- und C-Säulen sind nur noch teilweise original. Aber das fällt gar nicht mehr auf. Der gesamte Vorbau und Teile des Hecks bestehen aus Hilfsrahmenkonstruktionen aus hochfesten Stahl- und Aluminiumlegierungen sowie Kohlefaser. Die breiten Kotflügel, Motorhaube, Dach, Türen, Kofferraumdeckel, Heckflügel und Co. sind ebenfalls aus Carbon.

HWA EVO in der Entwicklungswerkstatt

In den Radhäusern sitzen 19 und 20 Zoll große Leichtmetallräder, hinter denen eine Brembo-Sechskolbenbremsanlage mit Carbon-Keramikscheiben auf ihren Einsatz lauert. Als Alternative sind aber auch Stahlbremsscheiben im Gespräch. Denn mit einem Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evolution II hat der HWA EVO kaum noch etwas gemein. Was ja auch logisch ist, schließlich ist der Wagen ein reinrassiger HWA – ohne Kompromisse.

Keine Kompromisse

HWA EVO auf dem KW Fahrdynamikprüfstand

Als der HWA EVO zur Fahrwerksabstimmung auf unserem Fahrdynamikprüfstand Anfang 2025 in Fichtenberg zu Gast war, überraschte der EVO mit seiner Gewichtsverteilung von 50:50. Der Grund liegt in der Konstruktionsentscheidung, auf eine Transaxle-Bauweise zu setzen.

Von HWA modifizierter Mercedes  Motor

Der hinter der gegossenen Doppelquerlenker-Vorderachse sitzende 3,0-Liter-Biturbo-V6 ist ein bekanntes Aggregat, das in den vergangenen Jahren nicht nur in verschiedenen Mercedes-AMG-Modellen wie dem C 43 4Matic, SLC 43 oder E 43 zum Einsatz kam. Im HWA EVO ist der Sechszylindermotor komplett überarbeitet und erhielt unter anderem eine Trockensumpfschmierung, um ihn tiefer einbauen zu können.

Je nach Kundenwunsch leistet der 24V zwischen 450 und 500 PS. Die Höchstgeschwindigkeit gibt HWA mit 270 km/h an. Mit dem optionalen Upgrade-Paket, bei dem die Leistung auf 500 PS klettert, liegt der Topspeed bei 300 km/h. Das manuelle Sechsgangschaltgetriebe sitzt durch die Transaxle-Bauweise an der Hinterachse.

Beim Fahrwerk kamen wir ins Spiel und für HWA entwickelten wir auf Basis unserer KW Solid-Piston-Dämpfer zwei Fahrwerkvarianten. Entweder ist der HWA EVO mit unseren vierfach manuell einstellbaren KW V5 Dämpfern ausgerüstet oder Kunden, die einen HWA Evo bestellen, können sich für ein DDC mit zwei elektronisch gesteuerten Proportionalventilen entscheiden.

KW V5 Fertigung bei KW im Werk

Denn wir bei KW leben Tag für Tag unser Motto, für jeden Anspruch das richtige Fahrwerk zu liefern. Das geht dabei so weit, dass wir all unsere KW Gewindefahrwerke auftragsbezogen fertigen. Irgendwo auf dieser Welt bestellt ein Automobilenthusiast ein KW Gewindefahrwerk und wir fangen in Fichtenberg an, genau für diesen Kunden das KW Fahrwerk zu bauen.

Hightech-Fahrwerke für Hightech-Evo

Unsere Solid-Piston-Dämpfer sind etwas ganz Besonderes und diese Verdrängerkolbenfahrwerke setzen wir nicht nur bei unseren homologierten Motorsportdämpfern für verschiedene GT3-Rennwagen ein. Sie überzeugen nämlich in jedem Fahrzeug, egal, ob in Sportwagen, Supersportwagen oder im HWA Evo.

KW V5 Solid Piston Dämpfer

Bei unseren Solid-Piston-Dämpfern gibt es keine überströmten Kolben wie bei anderen Schwingungsdämpfern mehr. Der Arbeitskolben ist geschlossen, und die gesamte Hydraulik- beziehungsweise Volumensäule ober- und unterhalb des Kolbens wird verdrängt. Durch diese kompakte Bauart vergrößert sich der hydraulische Arbeits- und Wirkbereich eines Stoßdämpfers ungemein. Somit können auch kleinere Kolbenstangen genutzt werden, wodurch die Dämpfung nicht nur in den Druckstufen-Kräften, sondern auch in den Zugstufen-Kräften profitiert.

Querschnitt durch ein KW V5 Gewindefahrwerk

Die in der Hydraulik höheren Kräfte werden über einen völlig neuen Ventilaufbau kontrolliert und gesteuert. Auch sind die Ventile beim Solid-Piston-Prinzip vom Arbeitskolben getrennt. Im HWA EVO sind die Dämpfer wie schon erwähnt, vierfach einstellbar. Das bedeutet die Highspeed-Druckstufe, Highspeed-Zugstufe, Lowspeed-Druckstufe und Lowspeed-Zugstufe können unabhängig mit wenigen Handgriffen werkzeuglos eingestellt werden, um den HWA EVO für jede Strecke perfekt auf den eigenen Fahranspruch abstimmen zu können.

KW DDC Technologie veranschaulicht

Da wir bei KW gerne das Unmögliche möglich machen, haben wir für den HWA Evo noch ein semiaktives Fahrwerk entwickelt. Wir sind nämlich einer der wenigen Fahrwerkhersteller in unserem Segment, der über das komplette Instrumentarium an Hydrauliksystemen, elektronischen Ventilen, Sensorik, Hochleistungssteuergeräte, Dämpferregelungen und Applikation verfügt, um die gesamte Klaviatur von Fahrdynamik, Fahrkomfort und Fahrsicherheit auf ein völlig neues Level zu setzen.

Bei diesem speziellen DDC Fahrwerk kombinieren wir unsere Solid-Piston-Dämpfer mit zwei elektronischen Proportionalventilen und eigenem Fahrwerksteuergerät. Dieses wertet diverse Parameter wie vertikale Radbeschleunigung, Radlastschwankungen, Aufbau- und Wankneigung, Nicken, Lenkwinkel und Fahrzeuggeschwindigkeit bis zu 1000 Mal pro Sekunde aus. Dadurch ist es unserem System möglich, innerhalb von sechs bis zehn Millisekunden situationsbedingt die Dämpfung auf die notwendige Kraft einzustellen. Selbst für Wohnmobile haben wir diese Technologie adaptiert.

KW V5 im HWA EVO

Somit fährt ein HWA EVO mit dieser Fahrwerktechnologie auf einem völlig anderen Level. Bei beiden Fahrwerkvarianten kombinieren wir übrigens die Dämpfer mit unserem KW HLS. Dabei handelt es sich um ein hydraulisches Liftsystem, dass die Karosserie auf Knopfdruck um bis zu 45 Millimeter anhebt, um so für die notwendige Bodenfreiheit bei Temposchwellen und Tiefgarageneinfahrten sorgt.

Noch in der Entwicklungs- und Konzeptionsphase

Das KW V5 und das KW DDC Fahrwerk sind für den HWA EVO erhältlich

HWA plant den EVO in einer Kleinauflage von insgesamt 100 Exemplaren zu fertigen. So stellten wir beispielsweise auf der Retro Classics in Stuttgart ein „rolling chassis“ des HWA EVO vor. Zu unserem Redaktionsschluss im Frühjahr 2025 war beim Thema Innenraum nur ein erstes Designkonzept für die Öffentlichkeit bekannt. Aber HWA wäre nicht HWA, wüssten sie nicht ganz genau, was ihre Kunden wünschen.

Das Designkonzept „Interior Testbed“ bietet einen ersten Ausblick auf das Interieur des HWA EVO und verbindet den Charakter des originalen 190E mit moderner Technik. Elemente wie das Armaturenbrett, Türgriffe und das Vierspeichen-Lenkrad wurden übernommen und durch Features wie ein digitales Kombiinstrument, Infotainment mit Smartphone-Mirroring, kabelloses Laden und ein Premium-Audiosystem ergänzt.

Für eine ausgewogene Bedienung kombiniert das Konzept digitale Anzeigen mit physischen Tasten für zentrale Funktionen wie Klimasteuerung und Lautstärkeregelung. Ein mit Alcantara bezogener Überrollkäfig, Sportsitze mit Vierpunktgurte und Rücksitze mit Isofix-Befestigungen machen den Innenraum familienfreundlich. Umfangreiche Individualisierungsmöglichkeiten runden das Konzept ab.

Los geht’s Ende 2025

Aktuell ist der Produktionsstart für die auf 100 Exemplare limitierte Kleinserie des HWA Evo für Ende 2025 geplant. Gefertigt wird der Evo direkt in Affalterbach bei HWA. Bei der Bestellung des EVO müssen 30 Prozent des Listenpreises von etwa 850.000 Euro angezahlt werden. Unter uns gesagt, Interessenten sollten sich beeilen, denn im Sommer 2024 wurde beim Auktionshaus RM Sotheby’s ein HWA EVO mit der Fahrgestellnummer 000 für 1,31 Millionen versteigert.

Fotos KW und HWA

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