Go-Kart auf Steroide: ein Porsche Boxster als Tracktool!

Immer wieder für eine Überraschung gut ist Bisi Ezerioha von Bisimoto Engineering aus Kalifornien. Seit Jahren sorgt der Amerikaner für Gesprächsstoff und immer wieder gerne schauen wir bei ihm hinter die Kulissen. Als wir das letzte Mal in seiner Werkstatt hinter die Kulissen schauten, schraubte er mit seiner Crew an einem Boxster (986) den Bisi auf der SEMA Show 2017 enthüllte.

 

Anscheinend hat er an den Boxster- und Cayman-Modellen seinen Narren gefressen, denn bereits auf der SEMA 2015 überraschte Bisimoto Engineering mit einem außergewöhnlichen Porsche Cayman (987) die Fachbesucher der Messe (rechts im Bild).

Lange Zeit war die erste Generation des Porsche Boxster (986) nicht und so bekommt man das eine oder andere Vorfaceliftmodell aus den Neunzigern beispielsweise in den USA schon für unter 10.000 US-$. Teilweise fertigte Porsche die Boxster nicht nur in Stuttgart, sondern auch im finnischen Uusikaupunki.  Die Produktion wurde von den Schwaben an Valmet Automotive ausgelagert, die in der Vergangenheit beispielsweise auch schon verschiedene Saab Modelle und sogar Opel Calibras bauten.

Beim 2000er Boxster von Bisimoto handelt es sich eigentlich um das erste Faceliftmodell mit dem 220 PS starken 2,7 Liter Sechszylinderboxermotor. “Den Porsche kaufte ich mit einem Motorschaden für nur 4000 US-$”, verrät uns Bisi damals auf der SEMA Show.  “Den Motor habe ich wieder mit Golden Eagle Zylinderlaufbuchsen, Bismoto Pleuel, Traum Kolben und ARP Stehbolzen neu aufgebaut.” Aber das war nicht alles. Es folgten Fivo O Einspritzdüsen, ein Renntank und die gesamte Motorelektronik wurde mittels Rywire Kabelstrang und frei programmierbaren AEM Infinity Motorsteuergerät überarbeitet.

 

Bisi ist ein bekennender Turbofan und auch der Boxster bekam eine Ladeluftkur in Form von zwei kompakten Precision Turboladern. Am rechten Bild könnt ihr einen der Bisimoto Turbo Drip Tanks erkennen.

Beim Kühlkreislauf setzt Bisimoto Engineering auf einen Ladeluftkühler, der zusätzlich mit Wasser gekühlt wird, von Spearco und es kamen noch zwei weitere CSF Kühler an Bord. Die gesamte Ladeluftverrohrung ist bis auf das Blow-off-Ventil von PTE und die Vibrant Vanjen Schlauchschellen ein Eigenbau. Genauso die Ansaug- und Abgaskrümmer und die Auspuffanlage. In Sidneys Video könnt ihr den Boxster ab Minute 8:19 sehen …

Das Fünfgangseriengetriebe wurde mit einem erleichterten Aluminium-Schwungrad und Zweischeibenkupplung von Action Clutch überarbeitet und beim Differenzial setzt Bisimoto auf Hardware von Quaife. Das Leistungsupgrade sorgt laut Bisimoto für 420 PS im Boxster und im Overboost liegen kurzzeitig dann bis zu 520 PS an. Genug Power um einen aktuellen Porsche 911 (991) Turbo S ärgern zu können. Damit die Kraft aber auch verlustfrei auf die Straße kommt, sorgt am Heck ein einstellbarer APR Performance GT-Flügel für Anpressdruck.

Apropos Turbo S. Der aktuelle 991 bringt es als Turbo auf 520 PS bzw. als Turbo S auf 560 PS und wiegt dabei 1670 kg bzw. 1680 kg. Der Bisimoto Boxster dagegen wiegt ohne Fahrer 1275 kg und durch die geniale Gewichtsverteilung von 47:53 ist der oftmals unterschätzte Boxster sehr gut ausbalanciert.

Für mehr Grip sorgt auch das KW Gewindefahrwerk Variante 3 mit seinen Dämpfern, die ein unabhängiges Einstellen der Druck- und Zugstufe erlauben. Beim Boxster verfügen die Edelstahlfederbeine über einen Ausgleichsbehälter. Warum? Die Druckstufenventile sind doch bei der Variante 3 gar nicht wie bei einem KW Clubsport 3-way Gewindefahrwerk im Reservoir untergebracht, sondern unten direkt im Dämpfergehäuse? Das ist schnell erklärt.

Je nach Fahrzeug verwenden wir bei unseren Gewindefahrwerken wenn nötig auch einen Ausgleichsbehälter ein, um ein zusätzliches Ölvolumen und mehr Kühlfläche bei besonders hoch beanspruchten Systemen zu ermöglichen. In dem YouTube-Video oben könnt ihr in der Animation sehen, wie unsere Dämpfertechnologie übrigens arbeitet.

Die 8,5 x 19 Zoll und 12 x 19 Zoll großen und superleichten (unter 10 kg) Carbon Revolution Räder sind mit Toyo R888R Semislicks in 235/35 und 325/30 ummantelt. Wie jeder weiß, der in Physik nicht geschlafen hat, sind geringe ungefederte Massen eigentlich das A+O bei Performance-Upgrades und Tuning. Nicht umsonst gibt es ja die alte Faustregel, das ein Kilogramm ungefederte Masse sich auf das Fahrverhalten wie sieben Kilogramm gefederte Masse wirken. Laut Bisi fühlt sich der Boxster durch die leichten Räder an, als hätte er 50 PS mehr …

Die Boxster-Front hat Bisimoto Engineering gemeinsam mit Extreme Dimensions die Front auf 997 GT3 RS Optik umgebaut – später kommt noch ein APR Cup-Schwert aus Kohlefaser an die Front und natürlich auch noch die Blinkergehäuse. Aber “#becausesema” war der Boxster leider nicht ganz fertig geworden. Die Scheinwerfer und vorderen Kotflügel wurden auf 987 Boxster/Cayman-Optik “gefaceliftet”. Haube und Kotflügel sind genauso wie die Scheinwerfercover aus Kohlefaser; bei den Verbreiterungen setzt Bisi auf “Bolt-on-Radlaufverbreiterungen”.

Ebenfalls aus Carbon ist das abnehmbare Dach, das dafür verantwortlich ist, dass der Boxster aus der Ferne auf den ersten Blick wie ein Porsche Cayman aussieht.

Das absolute Highlight an dem Boxster ist aber das leer geräumte Interieur mit eingeschweißter RothFabe Sicherheitszelle und das zur Mittelsitzer-Fahrgastzelle umgebaute Cockpit.

 

Ebenfalls von RothFab ist die Fußplatte, auf der die Wilwood Stehpedale montiert wurden. Das Momo Sportlenkrad und die seitlich neben dem Sitz montierte Rennline-Schaltkulisse sind auf Wunsch in ihrer Position einstellbar. Über das AEM CD-7 Cockpit können dank der verwendeten Racpak Vantage Software alle Parameter des Engine-Managements und den zahlreichen Sensoren abgerufen werden.

 

Bei dem auf einer speziellen Sitzkonsole mittig montierten Schalensitz handelt es sich um einen Momo Safari-Daytona XL. Der Leichtbausitz wiegt leichte 9,9 kg. Die Sechspunktgurte lieferte Schroth.

Wie der Turbo-Boxster klingt, konnten wir damals auf der SEMA 2017 für Euch leider nicht anfangen, aber im Sommer 2018 hatte der Porsche schon den einen oder anderen Trackday hinter sich. Und bei der Bremse hat Bisi mit einer Achtkolbenanlage von Tarox in der Zwischenzeit auch nachgeholfen.

Wie gerne würden wir in die Haut von Matt Farah schlüpfen, denn der Host des YouTube-Kanals “The Smoking Tire” hatte die Chance, den 986 auf dem Buttonwillow Raceway Park zu fahren!

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