Bergrennen: Zu viel gewollt in Hemberg

Live aus der Fahrerperspektive berichtet in dieser Bergrennensaison wieder Marcel Steiner von seinem “Berg-Wochenende” und der langjährige KW Competition Motorsportkunde von seiner Teilnahme in Hemberg. Schon fast traditionell durften wir unseren Fahrerlagerplatz in der Halle der Garage Keller AG beziehen – vielen Dank an Theo Keller! Dieses Jahr teilten wir den Platz mit Thomas Zürcher und seinem Tatuus-F4 sowie mit Michel Zemp und seinem Norma-Honda. Entsprechend schnell waren wir eingerichtet und konnten uns auf die Streckenbesichtigung und Wagenabnahme konzentrieren. Auch waren wir gespannt, was für Wetter uns über die Trainings- und Renntage begleiten würde.

Die Trainings am Samstag konnten wir zunächst noch bei Sonnenschein in Angriff nehmen. In Hemberg müssen wir jeweils schon recht früh zum ersten Trainingslauf ausrücken. Mit dem gleichen Set-Up und dem guten Gefühl von Eschdorf ging es dann auf die Strecke. Die beiden Strecken sind vom Belag her jedoch nicht miteinander zu vergleichen. Wegen der Bodenwellen schüttelte es mich im Auto auf dem unteren Teil richtig durch. Oben war ein Stück neuer Belag; da lag das Auto ruhiger, hatte dafür nicht den gleichen Grip wie auf dem unteren Teil. Ich kreuzte die Ziellinie nach 54.67, was einer durchschnittlichen Rennzeit aus dem Vorjahr entsprach. Hinter mir klassierten sich Eric Berguerand (Lola-F3000, 55.48), Thomas Amweg (Lola-F3000, 58.59) und Marcel Maurer (Formel Renault, 59.89). Alle anderen Fahrer lagen noch über der Minutengrenze.

Da wir das Fahrverhalten nicht so richtig in den Griff bekamen, entschieden wir uns ebenfalls für etwas bessere Reifen für das 4. Training. Dies resultierte in 53.57, Eric erreichte 54.11. auch Robin Faustini (Reynard-F3000,57.46) und Thomas Amweg (57.54) steigerten sich nochmals. Diese Trainingsergebnisse liessen auf einen extrem spannenden Renntag hoffen. Gerade als wir die Autos für den Sonntag vorbereitet hatten und mit dem Nachtessen fertig waren, zog ein heftiges Gewitter über Hemberg auf. Zu diesem Zeitpunkt waren wir ein weiteres Mal froh, die Halle als Fahrerlagerplatz benutzen zu dürfen! Sonntagfrüh war der Schlechtwetterspuk vorbei und uns begrüsste wieder die Sonne. Der unterste Bereich der Strecke war noch etwas nass. Hinzu kam, dass unser unser Warm-Up fast eine Stunde früher stattfand als geplant. So war die Ideallinie an der Mauer entlang immer noch feucht und die gefahrenen Zeiten wenig aussagekräftig. In 54.92 fuhr ich zwar meine schlechteste Zeit des Wochenendes, blieb allerdings als einziger unter einer Minute. Einige Fahrer verzichteten auf dieses Warm-Up, darunter auch Bergus und Faustini.

Erst planten wir den 1. Rennlauf mit gebrauchten Reifen zu bestreiten. Weil dann doch einige Zeit verging und sich nach zwischenzeitlicher Bewölkung wieder die Sonne zeigte, wechselten wir kurzfristig auf die neuen Pirellis. Diese funktionierten gleich vom Start weg super. Leider wollte ich dann zu viel und hatte bereits ausgangs der ersten Kurve beim Beschleunigen einen heftigen Quersteher. Danach unterliefen mir noch weitere kleine Fehler, womit die Uhr bei 53.13 und neuem Streckenrekord stehen blieb. Leider hielt dieser nur wenige Minuten, bis Eric Berguerand die Ziellinie in 53.08 kreuzte. Auf Rang drei fuhr Christian Balmer (Formula Master, 57.70) vor Marcel Maurer (57.71). Thomas Amweg strandete kurz nach dem Start mit gebrochenem Antriebswellengelenk und Robin Faustini (58.34) war wohl noch nicht so richtig wach.

Im zweiten Wertungslauf wollte ich nochmals voll angreifen und die vorherigen Fehler möglichst vermeiden. Dies gelang mir auch, bis ich auf den neuen Asphalt kam. Da verloren die Hinterräder leicht die Haftung und der LobArt begann zu übersteuern. Aus diesem Grund kam ich am Scheitelpunkt der Kurve zu weit nach innen und touchierte einen Strohballen, was mir das linke Flap an der Fronthaube zerstörte. Mit einem Schlenker konnte ich weiterfahren und die Uhr hielt bei 53.77 – unter diesen Umständen sicher immer noch eine gute Zeit. Eric (53.15) festigte seine Führung, Thomas (56.62) stiess auf den 3. Rang vor, dicht gefolgt von Robin (56.71) und Marcel (57.37). Mein super Team – vielen Dank an alle für den Einsatz! – und ich machten uns unverzüglich an die Reparatur der Front. Zum Glück erhielten wir von den Streckenposten noch die fehlenden Teile. So konnten wir mit Racetape und neuen Haltern soweit wieder alles befestigen und den LobArt erneut rennfertig stellen. Grundsätzlich wäre noch alles möglich gewesen; doch auch der 3. Rennlauf gelang mir nicht ganz wunschgemäss und so musste ich mich mit 53.84 und dem 2. Rang im Gesamtklassement zufrieden geben. Thomas Zürcher und Michel Zemp steigerten sich von Lauf zu Lauf und konnten mit jeweils zwei 58er-Zeiten die Ränge 7 und 8 im Gesamtklassement belegen. Dies ist ein schönes und erfreuliches Teamresultat und lässt auf weitere erfolgreiche Rennen blicken.

Foto Steiner Motorsport

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