Berg: Nach den ersten Renntests steht 2021 Steiner Motorsport auf dem Prüfstand

Live aus der Fahrerperspektive berichtet wieder Marcel Steiner von seinem “Berg-Wochenende” und der langjährige KW Competition Motorsportkunde ist aktuell von technischen Rückschlägen nicht gefeit:

Die Woche zwischen Osnabrück und Oberhallau war ziemlich hektisch und alle im Team waren sehr angespannt auf Grund der Motorensituation. Wie schon im letzten Bericht erzählt, leistete Helftec Engineering Reparaturarbeiten unter Hochdruck und setzten alle Hebel in Bewegung, damit die Teile rechtzeitig eintreffen und der Motor zur Montage bereit steht. Ein Riss am Zylinderkopf löschte am Mittwoch den letzten Funken Hoffnung. Alle Anstrengungen durch Helftec Engineering halfen nichts – der Motor war in der kurzen Zeit nicht reparabel. Trotzdem ein großes Lob und Dankeschön an das Team in Hildisrieden!

Nun kamen wir „leicht“ unter Druck. Denn den Sponsoren hatte ich versprochen, am einzigen Schweizer Bergrennen teilzunehmen. Der „Ersatzwagen“ stand aber noch in Meilenstein (Langenthal) in der Ausstellung. Also galt es: Donnerstag sofort wir den Martini/BMW abholen und vorbereiten für den ersten Einsatz nach drei Jahren. Freitagmittag konnten wir die Ausrüstung verladen und nach Oberhallau reisen. Um 17.30 Uhr trafen wir im Fahrerlager ein. Auch in Oberhallau mussten wir uns wegen des COVID-Schutzkonzepts als erstes registrieren. Danach sofort die Rennwagen von Tom Zürcher und mir ausladen und die Zelte aufbauen. Es folgte eine kurze Streckenbesichtigung und die Wagenabnahme.

Samstagfrüh, vor der Streckensperrung, besichtigten wir nochmals die Strecke. Wir nahmen noch einige Setup-Anpassungen vor, und starteten dann mit dem „ungewohnten“ Rennwagen ins erste Training. Der Start mit dem Martini und dem BMW-Motor ist einfach immer herrlich. Leider muckte bereits vor der ersten schnellen Rechtskurve das Getriebe. Danach war das Auto kaum auf der Straße zu halten auf der Geraden Richtung „Reservoir“. Ich dachte an eine nicht optimale Spureinstellung, welche wir nach der Rückkehr ins Fahrerlager auch gleich kontrollierten. Anscheinend bemerkten aber noch andere Fahrer das gleiche Symptom. Auch das Getriebeproblem versuchten wir zu beheben. Ach ja, in 1:21:91 min rangierte ich irgendwo in den Top Ten.

Beim zweiten Trainingslauf begann es zu nieseln. Somit montierten die gut temperiert im Keller gelagerten Regenreifen. Bis ich meinen Start absolvieren konnte, war die Piste aber schon wieder ziemlich trocken. In 1:22:53 war ich nur unwesentlich langsamer als zuvor und konnte mich in die Top Fünf vorschieben. Für den dritten Probelauf montierten wir wieder die Trockenreifen. Relativ bald nach dem Start vermasselte ich mir den Lauf aber selber, indem ich bei der Anfahrt der schnellen ersten Rechtskurve den linken Randstein touchierte. Weil ich nicht genau wusste, welchen Schaden die Reifen und das Auto genommen hatten, fuhr ich nicht mehr am Limit ins Ziel. Die Steigerung auf 1:19:33 bedeutete Platz sieben im Gesamtklassement. Nach Trainingsschluss versuchten mein Team und ich bis in die Nacht hinein das Getriebeproblem zu finden und beheben. Vielen Dank für eure Geduld!

Sonntagfrüh war zunächst noch trocken, aber schon nebliges, wolkiges Herbstwetter. Der Rennstart wurde daher um eine halbe Stunde nach hinten verschoben. In dieser Zeit begann es noch zu Regnen. Also wieder die “gereiften” Regenreifen aufschnallen, das Setup auf die Verhältnisse anpassen und auf Grip hoffen. Der Start gelang mir gut, aber das Vertrauen in die Reifen war anfangs nicht allzu groß. Erst im oberen Teil fühlte ich mich wohler im Auto. Vor der Zielkurve lief ich auf den vor mir gestarteten Konkurrenten auf. Dies bescherte mir eine Laufwiederholung.

So konnte ich es den unteren Steckenteil noch etwas schneller absolvieren, was mir auch gelang. Als ich nach der Tarzankurve vom ersten in den zweiten Gang schalten wollte, ging plötzlich nichts mehr. Ich bekam keinen Gang mehr rein und hatte dementsprechend keinen Vortrieb mehr. Ich konnte mich gerade noch in den Notausgang von der Rückführung retten, ohne eine weitere Rennunterbrechung zu provozieren.

Als wir das Getriebe zerlegten, fanden wir einen defekten 4. Gang mit ausgebrochenen Zähnen. Sicherheitshalber wechselten wir gleich alle Gänge, womit der Martini für den zweite Rennlauf wieder einsatzbereit schien. Lange sah es nochmals nach Regenreifen aus, plötzlich ging es aber richtig schnell und von Auto zu Auto wurde die Strecke trockener. Somit wieder mal in letzter Sekunde auf Slicks umrüsten. Bereits auf dem Weg zur Startposition fiel mir der ersten Gang heraus – irgendwie kein gutes Gefühl. Der Start an sich war dann gut mit den neuen Reifen, aber der zweite Gang griff leider schon wieder nicht, und auch die weiteren nicht. Schon wieder ausrollen und die Rennstrecke über den Notausgang verlassen.

Somit war auch dieses Rennen ohne Resultat gelaufen. Eine Reparatur auf den dritten Wertungslauf machte keinen Sinn, da ich nicht mehr auf zwei gezeitete Läufe kommen konnte. Das nächste Rennen in Folge nun ohne Resultat. Irgendwie soll es nicht sein, dass ich meine Läufe den Berg hochbringen kann und Steiner Motorsport steht gerade auf dem Prüfstand. So ein Pech! Es scheint, als könnte es kaum noch schlechter laufen, daher schauen wir zuversichtlich nach vorne! Wir werden jetzt eine Schadensdiagnose am Getriebe stellen und danach über weitere Renneinsätze nachdenken.

Bis bald…
Marcel

Fotos Steiner Motorsport (verschiedene)

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