Berg: Marcel Steiner auf Deutschlandtour

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Noch mitten in den Abstimmungsarbeiten steckt der Schweizer Bergrennfahrer Marcel Steiner, der Ende Juli und Anfang August auf Deutschlandtour war. Neben dem Glasbachrennen startete er auch noch in Osnabrück und legte sogar noch einen Zwischenstopp auf unserem Fahrdynamikprüfstand ein. Marcel schreibt auch immer seine Renn- und Nachberichte in der “Ich-Perspektive”: “Damit ich mit dem LobArt noch mehr Kilometer zur Angewöhnung fahren konnte, schoben wir zwei deutsche Rennen in Glasbach (30. – 31. Juli) und Osnabrück (6. – 7. August) in unser Jahresprogramm ein. Die Organisation der beiden Rennen wurde zwar bald ein wenig über den Haufen geworfen. Aber erst mal alles der Reihe nach…

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Als wir Donnerstagnacht Richtung Fahrerlager in Steinbach fuhren, wurden wir durch den Veranstalter in Empfang genommen und zu unserem Platz geführt. Das Fahrerlager war durch die frühe Anreise der EBM-Teilnehmer schon ziemlich voll, wir erhielten aber dennoch einen super Stellplatz. Freitags konnten wir uns gemütlich einrichten, da die Streckenbesichtigungszeiten vorgegeben waren. Am Abend wäre zudem eine Einstellfahrt auf einem 2.2 km langen Teilstück der Rennstrecke möglich gewesen. Nach den vielen Umbauten am Auto hätte ich diese Chance gerne wahrgenommen, leider regnete es aber zu diesem Zeitpunkt, weshalb ich schlussendlich darauf verzichtete.

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Der Samstagmorgen begrüsste uns zunächst recht sonnig, wobei schnell Wolken aufzogen und wir nie genau wussten, wann der nächste Schauer niedergeht. Unseren 1. Trainingslauf konnten wir zum Glück trocken absolvieren. Ich war sehr gespannt darauf, wie sich das Auto nach so vielen Veränderungen anfühlen wird und versuchte, so viel wie möglich herauszufühlen. Dennoch legte einen Sicherheitslauf hin, womit ich mich an der 6. Stelle dieses Trainingslaufes einreihte. Vorne weg fuhren die EBM-Stars Simone Faggioli (Norma-Zytek), Paride Macario und Christian Merli (beide Osella FA30). Mit leichten Veränderungen an der Fahrzeughöhe und dem Stabilisator konnte ich mich im zweiten Training zwar um 5.5 Sekunden steigern – leider gelang dies auch fast allen anderen, weshalb ich mich bloss um einen Platz verbessern konnte.

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Das Auto war zudem sehr schlecht fahrbar, da es sich in jeder Kurve anders verhielt und ich mich überhaupt nicht darauf einstellen konnte. Somit stand uns ein arbeitsreicher Abend bevor: Die Getriebeübersetzung musste angepasst, die Fahrwerksfedern gewechselt, die Differentialsperre kontrolliert und angepasst sowie alles am Fahrzeug kontrolliert werden. Kurz nach ein Uhr in der Früh waren wir dann endlich soweit und froh, uns etwas ausruhen zu können. Der Arbeitsaufwand und die neuen Reifen schienen sich auszuzahlen: Der LobArt liess sich im 1. Rennlauf viel besser fahren und ich konnte mich nochmals um 5 Sekunden steigern. Dies bedeutete den 3. Platz in der Klasse und den 5. Rang in der Gesamtwertung, jedoch mit 13 Sekunden Rückstand auf Simone Faggioli.

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Auf den 2. Rennlauf nahmen wir nur leichte Anpassungen am Dämpfer Set Up vor. Die Reifen bauten auf den ersten 1.5 Kilometer leider überhaupt keinen Grip auf und ich hatte erneut alle Hände voll zu tun, um das Auto auf der Strasse zu halten. Mit ein wenig Reifentemperatur ging es weiter oben besser, die Zeit war aber bereits verloren und die Laufzeit 2 sec langsamer, womit ich hinter Uwe Lang (Osella/BMW) wieder auf den 6. Gesamtrang abrutschte. Den 3. Wertungslauf ging ich dann mit frisch abgezogenen Reifen an und versuchte mehr zu forcieren – doch in der Mitte der Strecke wurde mir die rote Flagge gezeigt und meine Fahrt unterbrochen. Weil ein Konkurrent einen Unfall hatte, bekam ich eine Laufwiederholung. Auf der Rückführung versuchte ich die Reifen noch mehr auf Temperatur zu bekommen. Leider musste ich am Start einige Zeit warten, wodurch meine Reifen auskühlten und die Haftung beim Start wieder schlecht war. Dennoch konnte ich meine Zeit vom Morgen bestätigen und mir den 3. Klassenrang und den 5. im Gesamtklassement sichern. Gewonnen wurde dieses Rennen in Rekordzeit von Simone Faggionli vor Christian Merli und Paride Macario.

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Um das Fahrwerk besser in den Griff zu bekommen, erhielt ich bei KW Automotive für den darauffolgenden Mittwoch einen Platz auf dem Fahrwerksprüfstand. Somit reiste am Montagmorgen entgegen unserer Planung nur mein Team nach Hause und ich weiter nach Fichtenberg, wo ich zunächst den Rennwagen für das Rennen in Osnabrück vorbereitete. Am Dienstag konnte ich mit dem Ingenieur von KW das Auto auf dem Pulser installieren und bereits die ersten Messungen durchführen. Am Mittwoch ging es mit dem strammen Programm weiter, indem wir einige Sachen am Fahrwerk modifizierten, die Federn und Dämpfer auf den LobArt abstimmten und die richtigen Einstellungen für die verschiedenen Reifenvarianten suchten – somit waren wir erneut bis zwei Uhr früh beschäftigt.

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Am Donnerstagmorgen stellte ich das Fahrzeug noch auf die richtige Fahrzeughöhe und korrigierte die Radlast. Kurz nach der Mittagszeit war wieder alles verladen und ich konnte zu den 550 Kilometern Richtung Osnabrück starten. Leider machte mir der Verkehr bei meiner Reise einen Strich durch die Rechnung: Ich stand ewige Zeit im Stau und erreichte das Fahrerlager deshalb erst um halb Neun abends. In der Zwischenzeit war auch mein Team in Osnabrück angekommen. Nachdem wir am Freitagvormittag unser Zelt aufgeschlagen hatten, standen noch einige Arbeiten am LobArt an. Zudem mussten wir nochmals das Differential überarbeiten und mit den neuen Sperrlamellen einstellen. Die Streckenbesichtigung sowie die Wagenabnahme gehörten natürlich wie immer auch zum Freitagsprogramm.

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Nun war ich mächtig gespannt, wie sich all diese Neuerungen auf der Strecke anfühlen werden! Das Wetter war wie bereits am Wochenende zuvor: Morgens strahlend blauer Himmel, danach zogen schnell dunkle Regenwolken auf, die hier und da auch vereinzelt Tropfen fallen liessen. Die Strecke blieb aber den ganzen Tag trocken und die Bedingungen konstant. Das 1. Training war für mich wieder ein abtasten und ich versuchte herauszufinden, wie sich das Auto verhält. In dem noch stärker besetzten Feld als in Glasbach fand ich mich auf dem 8. Rang im Gesamtklassement wieder.

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Ich vertraute den ausgearbeiteten Einstellungen vom Fahrwerksprüfstand und nahm nur minimale Änderungen für den 2. Trainingslauf vor. So konnte ich mich um 2.5 Sekunden steigern und vorläufig auf die 6. Position vorstossen. An der Spitze balgten sich Christian Merli, Joel Volluz (beide Osella FA30) und Eric Berguerand (Lola FA99) in den Single Seatern, dann folgten Vaclav Janik (Norma Turbo), Patrik Zajelsnik (Norma/Mugen), ich und Uwe Lang (Osella/BMW) in den Sportscars vor den schnellsten 2l-Autos.

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Auf den 3. Probelauf senkte ich die Front des LobArt leicht ab und montierte andere Reifen. Die Laufzeit wurde aber nur im Hundertstelbereich besser und ich rutschte auf den 7. Rang ab, da Uwe diesmal schneller war. Die Zeiten des freiwilligen 4. Trainings wurden dann leider nicht mehr gestoppt.

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Am Sonntag rückte ich mit neuen Reifen zum 1. Rennlauf aus. Zu meinem Entsetzen bauten diese in den ersten Kurven auf der Vorderachse überhaupt keinen Grip auf – daher konnte ich meine Trainingszeit nur um 0.3 sec unterbieten. Dieser verlorenen Zeit rannte ich den ganzen Tag hinterher und schlussendlich verhinderte sie ein besseres Endresultat. Um eine etwas bessere Kurvenlage zu erhalten, entschied ich mich für härtere Federn auf der Hinterachse. So konnte ich mich im 2. Wertungslauf um 1.4 sec verbessern und wieder zu den Konkurrenten vor mir aufschliessen.

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Nun war es an der Zeit, die Reifen mit dem Heissluftföhn abzuziehen. Leichte Optimierungen am Stabilisator und den Dämpfern brachten im 3. Rennlauf nochmals 2/10 Sekunden. Dieser 3. Lauf war sehr schwierig zu deuten, da etliche Teilnehmer langsamer wurden, wobei Christian Merli einen neuen Streckenrekord in den Asphalt brannte. Ich blieb aber auf dem 4. Klassen- und 7. Gesamtrang hängen.

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Ich denke, dass wir langsam den richtigen Weg mit der Abstimmung des LobArt/Mugen eingeschlagen haben. So konnten wir den Rückstand von über 2sec/Kilometer auf nun 1.5 sec/Kilometer verkürzen.”

Text Marcel Steiner, Fotos Axel Weichert, KW

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