Berg: Dritter auf der Strecke, Zweiter nach Protest!

Live aus der Fahrerperspektive berichtet in dieser Bergrennensaison wieder Marcel Steiner von seinem “Berg-Wochenende” in Osnabrück. Diesmal werde ich den Bericht ein wenig anders beginnen: Als erstes möchte ich dem MSC Osnabrück, Bernd Stegmann und allen Helfern ein großes Dankeschön für dieses professionell organisierte Rennen aussprechen – so sollte Bergrennsport zelebriert werden! Dementsprechend hochkarätig war auch das Starterfeld, von den Topfahrern aus Europa fehlte nur Simone Faggioli. Bei den Single-Seatern waren 4 Osella FA30, bei den Sports-Cars 4 Normas und ein Osella PA30 gemeldet. Und klar, noch der LobArt-Mugen.

Der Trainingsbetrieb am Samstag verlief äusserst reibungslos und so kamen wir recht früh dran. Am Start zum ersten Trainingslauf fühlte ich den Grip noch nicht gut, ansonsten fühlte sich das Auto bereits schnell an und ich erreichte das Ziel in 52.820; um 0.005 sec langsamer als im Vorjahr. Ich war total gespannt, was meine Konkurrenten abliefern würden. Erwartungsgemäss unterbot Christian Merli (Osella FA30, 51.254) meine Zeit. Hinter mir reihten sich Patrik Zajelsnik (Norma-Mugen, 53.808), Christoph Lampert (Osella FA30, 54.673), Sebastien Petit (Norma-Mugen, 54.771) und Joel Volluz (Osella FA30, 54.965) ein.

Gerade weil sich der LobArt so gut anfühlte, war es für mich schwierig zu entscheiden, welche Änderungen ich für den zweiten Probelauf am Setup vornehmen wollte. Ich passte leicht die Hinterachse an, war aber mit dem Handling und der Zeit von 52.427 nicht zufrieden. Merli steigerte sich auf 50.463, Volluz (53.030), Zajelsnik (53.288), Lampert (53.907) und Petit (53.928) rückten näher auf. Vor dem dritten Training föhnten wir die Reifen und stellten das Fahrwerk um. Obwohl ich noch mehr Einsatz gab, schaffte ich bloss 52.310; zurück im Fahrerlager stellten wir fest, dass die Reifen am Ende waren. Christian (50.606) markierte abermals Bestzeit, zudem überholten mich Patrik (51.493) und Seb (52.144).

Der Zeitplan ließ sogar einen vierten freiwilligen Trainingslauf zu, von dem jeder Topfahrer Gebrauch machte. Ich rückte mit besseren Reifen aus, was sich in Fahrverhalten und Laufzeit (51.459) extrem positiv auswirkte. Ich schloss bis auf eine Sekunde an Merli an (50.455) und Petit (51.503) lag auch nicht weit zurück. Nach dem Training trennten Patrik, Seb und mich bloß 0.044 sec. Was für eine (An-)Spannung für den Renntag! Auch am Rennsonntag erwarteten alle Fahrer perfekte Wetter- und Straßenbedingungen für ein faires Rennen.

Der Rennbetrieb lief extrem zügig und so war ich bald an der Reihe zum Start. Bereits in der ersten Kurve spürte ich, wie die neuen Pirelli-Reifen super Grip hatten. Leider war ich danach etwas zu ungestüm am Gas und produzierte einen leichten Schlenker, als ich das Auto von der Links- in die Rechtskurve umsetzen wollte. Dies kostete sicher zwei bis drei Zehntelsekunden. Der Rest – und ganz besonders der oberste Sektor – gelang mir fast optimal. Im Ziel freute ich mich über 50.615, gleich hinter Patrik Zajelsnik (50.332) und Christian Merli (50.371). Aber Seb Petit (51.308) und Joel Volluz (51.563) lagen nicht weit hinter mir.

Im zweiten Wertungslauf täuschte mich mein Gefühl auf der ganzen Linie; aus meiner Sicht war ich super und fehlerfrei unterwegs, auf der Anzeige standen aber 51.394. Den Zeitverlust konnte ich mir nicht richtig erklären. Christian (50.055, Steckenrekord) und Patrik (50.502) rasten vorne weg, mit Seb (51.060) und Joel (51.385) wurde es in der Addition nochmals richtig eng. Mit frisch abgezogenen Reifen steigerte ich mich im dritten Rennlauf wieder auf 51.175, während die anderen Top-5-Fahrer 3-4 Zehntel langsamer wurden und sich Joel Volluz mit einen heftigen Abflug in der Zielkurve aus dem Rennen verabschiedete. Für den 4. Rennlauf entschied ich mich zu testzwecken für eine andere Reifenmischung. Diese brachte mich in 51.515 ins Ziel. Keiner von uns fuhr noch Spitzenzeiten und auch die Rangfolge blieb auf der Strecke unverändert.

Der Protest

Wegen der deutlich höheren Topspeeds auf der Startgeraden von Patrik Zajelsnik (219 km/h) im Vergleich zum erstplatzierten Christian Merli (210 km/h) oder gegenüber mir (206 km/h), haben wir uns von Steiner Motorsport bereits vor dem 4. Rennlauf entschieden, einen formellen Protest gegen den Hubraum des Motors von Patrik Zajelsnik einzulegen. Einen Protest im Bergrennsport kann jeder Bewerber einreichen, der Auffälligkeiten vermutet und diese durch eine neutrale Stelle geklärt haben möchte. Dazu mussten wir innerhalb einer halben Stunde deine fünfstelligen Betrag deponieren, was uns mit finanzieller Hilfe einiger Kollegen gelang. Dies für den Fall, dass sich nach Ausbau/Zerlegung des Motors bei der Inspektion keine Auffälligkeiten ergeben hätten. Doch dazu kam es gar nicht. Die Rennkommission stellte zwar das Auto von Patrik im Parc Fermé sicher und diskutierte mit den betroffenen Personen während knapp drei Stunden verschiedene Lösungen. Letztlich verweigerte Zajelsnik die Untersuchung des Motors. Ich gehe davon aus, dass Patrik wegen der Verweigerung des Protests mit Sanktionen wird rechnen müssen.

Foto Daniel und Uwe Gerkenklein

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