Was schlummert eigentlich bei KW hinter diesem Vorhang …

Bei unseren Forentagen besuchen uns immer ein- bis zweimal im Jahr ausgewählte Automobilenthusiasten und erhalten einen exklusiven Einblick, um aus erster Hand zu erfahren, was unsere ganzen KW Gewindefahrwerke und die KW Gewindefedern (in der Höhe einstellbaren Federn) so besonders macht.

Dabei geht es auch immer zu unserem Fahrdynamikprüfstand, der uns bei der täglichen Arbeit der Fahrwerkentwicklung unterstützt.

Manche unserer Besucher biegen aber nicht ab, sondern stieren mit neugierigen Blicken ins Dunkle. Da gibt es nicht viel zu sehen und wir lotsen die Forenbesucher gleich immer wieder zum Prüfstand:

“Weiter gehen, zum Prüfstand. Keine Fotos. Vielen Dank für Ihre Kooperation.” Das gilt vor allem auch für die Fachpresse, die uns regelmäßig besucht.



Nur einige Journalisten dürfen dann aber ein wenig länger in den kühlen und schmucklosen Betonkatakomben verweilen, denn wir nutzen die Fläche eigentlich dazu, um aktuelle und ehemalige KW Showcars sowie Kundenfahrzeuge unterzubringen.

 

Neben verschiedenen Porsche 911 Modellen, Opel Kadett C, BMW 02, Dodge RAM und einem Smart Roadster gibt’s dann auch noch solche Highlights:

Wie etwa ein Duo an Lotos Omega von den weltweit nur etwa 988 Exemplare gebaut wurden und in Deutschland nur 393 Fahrzeuge jemals zugelassen wurden. Gut, diese Info stammt aus Wikipedia.

Aber bei uns stehen zwei, schließlich schlägt das Herz von Klaus Wohlfarth eben für den Blitz – genaugenommen für den Opel Kadett C.

Aber dann gibt es bei uns in der sogenannten “Tiefgarage” noch etwas: einen schweren Industrievorhang den wir nie lüften. Aber neulich durfte ich eine Ausnahme machen, denn das, was hinter dem Vorhang schlummert ist etwas ganz Besonderes. Etwas, an dem sehr viele Erinnerungen hängen …

 

Es war nämlich im vergangenen Dezember 2017 als ich mit dem Speedhunters-Chefredakteur Paddy McGrath eine ganz besondere Firmentour machte. Neben dem RUF CTR 2017 und dem Ford Escort unseres Kollegen Andreas Kokor gab Klaus Wohlfarth grünes Licht für den Vorhang.

Diesen Vorhang zu öffnen ist etwas ganz Besonderes. Spätestens bei diesem Bild werden leidenschaftliche Motorsportfans, deren Herz vor allem für Bergrennen schlägt, ihren Augen nicht trauen und selbst Paddy aus Irland verschlug es, als die Leuchtstoffröhren angingen, bei diesem Anblick die Sprache.

Bei dem Rennwagen handelt es sich wirklich um den legendären JUDD-320 von dem leider viel zu früh verstorbenen Georg Plasa. Wie kaum ein anderer hat der Oberbayer die europäische Bergrennsport-Szene beeinflusst und eine ganze Szene geprägt.

 

“Schorsch Plasa” – bei dem Auto verfalle ich immer in meine alte Mundart – war einer dieser Kerle mit dem Herzen am rechten Flecken, der im Motorsport nicht nur an sein Team und sich dachte, sondern ihm war der ganze Sport noch viel wichtiger.

Georg gab der Bergrennsport-Familie seine Tipps und Erfahrungen weiter, wie er seine Rennwagen optimierte und verbesserte, damit alle davon profitieren konnten und so der Sport weiter spannend und alle wettbewerbsfähig bleiben.

Wenn Euch Georg Plasas Name geläufig ist, wisst ihr, das Georg 2011 bei einem Bergrennen mit seinem BMW 134 JUDD tödlich verunglückte. Klaus Wohlfarth, Gründer und Geschäftsführer von KW automotive, war ein enger Freund von Georg und dessen Tod war für Klaus ein schwerer Schicksalschlag wie für die Familie von Georg, Freunden und der gesamten europäische Bergrennsport-Community.

Nach dem Tod von Georg, meldete sich dessen Bruder bei Klaus Wohlfarth und teilte ihm mit, dass bereits verschiedene Rennställe ihn kontaktierten und an Georgs altem Siegerfahrzeug samt allen Ersatzteilen Interesse bekundeten und was man dafür verlangen könnte. Viele von Euch die eventuell selbst in der kleinen und überschaubaren Motorsportwelt unterwegs sind, kennen das Vakuum, das auf diese Weise entsteht, wenn jemand tödlich bei einem Rennen verunglückt. Die Gedanken sind geprägt von Erinnerungen an Menschen, die man leider nie mehr wieder in diesem Leben trifft. Manche kommen mit der Trauer besser zurecht oder können zumindest diese Maske besser tragen. Zwar ist die Zeit ein großer Heiler, aber ein Vermächtnis zu bewahren kann auch helfen einen schweren Verlust besser zu ertragen.

Still und leise kaufte Klaus Wohlfarth den BMW und “versteckte” ihn in den “Heiligen KW Hallen”. 2017 reifte dann die Idee, Georgs BMW wieder ans Tageslicht zu bringen, schließlich war und ist dieser BMW weit mehr als nur besonders. Selbst ein Auszug der technischen Daten wie etwa ein Gewicht von 895 kg und einem bei 10.200 Umdrehungen 560 PS mobilisierenden Judd V8 wird diesem E36 nicht gerecht. Der emotionale Wert dieses “Berg-Dreiers” mit JUDD V8-Triebwerk, mit dem Georg viermal die europäische FIA Bergmeisterschaft und viele andere Bergläufe gewann sowie Rekorde aufstellte, die teilweise heute noch gültig sind, sind in Worte zu fassen schier unmöglich.

Aber der BMW war nicht allein. Hinten an der Wand in langen Regalreihen lagern zahlreiche Komponenten und Ersatzteile, des von Georg aufgebauten und vor allem mit sehr vielen selbstentwickelten Rennsportteilen verfeinertem Coupé. Neben unendlichen Kleinteilen lagern hier auch diverse Leichtbaukarosserieteile wie Schürzen, Motorhauben und Verkleidungen der im Windkanal erprobten Aerodynamik. Georg war damals einer der ersten, der Formel-1-Motorsporttechnologie in die europäische Bergrennszene brachte und so viele andere Fahrer dazu brachte ebenfalls diesen aufwendigen Technologiesprung für Tourenwagen am Berg zu wagen.

Selbstverständlich ist der Wagen innen wie außen absolut staubfrei – schließlich war es Georgs Wagen und er wurde hinter dem Vorhang mit dem Hintergedanken verborgen, ihn irgendwann doch mal wieder der Öffentlichkeit zeigen zu können – vielleicht sogar bei einem Bergrennen …

Die Basis des Rennwagens war übrigens einmal ein BMW E36 Coupé mit 320i. Und im Grunde ist der E36 immer noch ein BMW und nicht nur die Silhouette eines Dreier-BMWs. Über die Jahre wurde der BMW von Georg immer weiter verfeinert und so arbeitete einmal unter der Motorhaube ein bis ins letzte Detail überarbeiteter und hochgezüchteter S14B23 – der Vierzylinder aus dem E30 M3 im “Berg-BMW”. Wie mir aber Martin Burmeister bei einer Leberkässemmel ohne Weißwurstsenf – die schwäbischen Kollegen essen immer “Fleischkäswecken” mit normalen Senf – erklärte, musste Georg mit seinem Team den ans Limit getunten S14 immer nach jedem Rennen komplett revidieren.

Nach dem BMW S14 zog ein aus dem Prototypenmotorsport stammender 3,4-Liter-Judd KV675 Triebwerk unter die Haube, dass einfach jenseits der 10.000 Touren dreht und neben einem einmaligen Sound auch eine brachiale “Sauger-Leistung” von 560 PS in den Antriebsstrang wuchtet. Vorhin habe ich ja schon einmal in einem Nebensatz erwähnt, dass der BMW im Windkanal optimiert wurde. Die gesamte Aero ist funktional und hat einen Auftriebsbeiwert von 0.396-0.829 und einen Strömungswiderstandskoeffizient von 0.36-0.51. Zwar verstehe ich auch nicht mehr ganz genau wie spektakulär diese Werte sind, aber Georg Plasa stammte aus einer Flieger- und Luftfahrtfamilie und wusste ganz genau was er tat.

Aber es gibt noch mehr Details an dem BMW, der damals den Bergrennsport nicht nur in der Tourenwagenklasse revolutionierte. Vor allem wenn man sich noch einmal vor Augen führt, dass der Bergrennsport ein “echter Grassroots”-Sport ist. Technik vom Feinsten in Georgs E36 aus den frühen 2000er Jahren sind ein squenzielles Sechsgangschaltgetriebe von Hewland, die MoTeC M800 Motorssteuerung inklusive Traktionskontrolle und Launch-Control (!), programmierbares Teves Motorsport-ABS, CTG TORWline Antriebswelle, AP Bremsanlage und ein maßgeschneidertes KW Competition 3A Fahrwerk. Aber das sind nur technische Komponenten.

Aber aktuell ist die Katze ja schon aus dem Sack. Der BMW von Georg ist wieder in Aktion und bei einem legendären Rennen aktiv. In den letzten Monaten hat eine Taskforce meiner KW Kollegen den E36 wieder rennfertig gemacht.

Und Georgs BMW fährt wieder. Aber wieso und weshalb und vor allem wer den legendären BMW 320 JUDD für das Goodwood Festival of Speed aufgebaut hat lest ihr hier demnächst – die ersten Bilder dazu haben wir ja schon in den letzten Wochen auf unseren Social-Media-Kanälen gestreut. Demnächst mehr. Never forget.

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