VLN: Freud und Leid lagen dicht beieinander

Beim dritten VLN-Lauf 2015 stand der 200. Porsche-Sieg in der beliebtesten Breitensport-Rennserie Europas zur Debatte. Nach dem 43. ADAC-Zurich-24-Stunden-Rennen Nürburgring waren die Kunden der Zuffenhausener Sportwagenmarke in der Spitzengruppe weitgehend unter sich. Folglich teilten sich zwei Porsche 911 GT3 mit KW Competition Fahrwerken, allerdings nach unterschiedlichen Reglements vorbereitet, die erste Startreihe.

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Nur durch 0,428 Sekunden nach dem Zeittraining voneinander getrennt, bezogen sie ihre Positionen – rechts der Frikadelli Racing 911 GT3 R (FIA-GT3, Klasse SP9) von Sabine Schmitz, Klaus Abbelen und Patrick Huisman, links der Wochenspiegel-Porsche 911 GT3 RSR (FIA-Kategorie GTE, Klasse SP PRO) mit Georg Weiss, Oliver Kainz sowie Jochen Krumbach. Mit einer Trainingsbestzeit von 9.16,445 Minuten meldeten die knapp Zweitplatzierten des Qualifyings eindeutig ihre Siegambitionen an. Mit entsprechender Motivation ging Oliver Kainz in das auf vier Stunden angesetzte Rennen.

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Oliver Kainz griff nach der Führung, überholte Sabine Schmitz im Kampf um den ersten Platz schließlich auch, und verschaffte sich in der Folge einen kleinen Vorsprung. In 8:18,297 Minuten drehte er noch die schnellste Rennrunde. Als dynamisches Duo zogen die beiden äußerlich fast gleichen, in reglementsbedingten Details jedoch voneinander abweichenden Porsche ihre Bahn. Zum Ende der vierten Runde, nach 39.40,876 Minuten Fahrzeit, ergab sich eine in jeder Hinsicht unglückliche Rennsituation. Das Führungsduo lief im abfallenden Streckenteil am Ende der Döttinger Höhe in der Anfahrt zur Tiergarten-Senke auf vier BMW M235i Racing auf. Dort endet eine der nach Saisonbeginn 2015 kurzfristig eingeführten Tempolimit-Zonen.

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Mangels ausreichender Überschuss-Geschwindigkeit mussten sich beide Porsche zunächst hinter dem BMW-Quartett anstellen und die Durchfahrt der Schikane Hohenrain abwarten. Nachdem diese schließlich passiert war, setzte Oliver Kainz ganz links zum Überholmanöver an. Gleichzeitig bog Sabine Schmitz auf der rechten Straßenseite in die Boxengasse ab – ein wesentliches Ereignis im Hinblick auf den weiteren Rennverlauf. Doch für das Schlusslicht der BMW-Gruppe war die entstandene Reizüberflutung möglicherweise zuviel. Der Fahrer berührte den Wochenspiegel-Porsche und warf diesen aus seiner Bahn – in Führung liegend. Oliver Kainz war völlig schuldloser Passagier, als er sich nach links ins Aus wegdrehte und obendrein mit dem Vorderwagen auch noch die Reifenstapel traf. Der Wochenspiegel-RSR musste nach dem Zwischenfall zurück ins Fahrerlager transportiert werden. Georg Weiss und Jochen Krumbach kamen im Rennen gar nicht erst zum Einsatz. So lag es an Sabine Schmitz, Klaus Abbelen und Patrick Huisman, den 200. VLN-Triumph eines Porsche einzufahren, was schließlich auch gelang – das gesamte Team Manthey-Racing gratuliert sehr herzlich zu dieser Leistung!

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Weitgehend unbelohnt blieb indes die Performance von Otto Klohs und Harald Schlotter, die mit dem weiß-roten Porsche 911 GT3-R (FIA-GT3, Klasse SP9) trotz des 72. Startplatzes schnell Anschluss fanden und sich mit überaus guten Rundenzeiten in Richtung Top-Ten orientierten. Nach dem Fahrerwechsel von Otto Klohs an Harald Schlotter hatte dieser hinten rechts – vermutlich aufgrund eines überfahrenen Trümmerteils – einen Reifenschaden zu beklagen. Routinier Schlotter schaffte jedoch den Weg zurück an die rettende Manthey-Box, wo der Porsche nach kurzem Sicherheitscheck wieder flottgemacht werden konnte. Otto Klohs übernahm noch einmal für die abschließenden sechs Runden, kam erneut in sein schnelles Rundenzeitenfenster hinein – und musste noch eine Zeitstrafe in Höhe von 180 Sekunden hinnehmen. So fiel der ehemals grün-gelbe Manthey-Porsche aus den Top 20 – nach dem Reifendefekt das neu ausgegebene Minimalziel – heraus. Noch ärger erwischte es den frisch aus Le Mans zurückgekehrten Porsche-Werkspiloten Michael Christensen (mit dem grün-weißen 911 GT3 Cup MR zusammen mit Christoph Breuer am Start) sowie Andreas Ziegler (mit dem rot-weißen 911 GT3 Cup MR zusammen mit “Dieter Schmidtmann” aktiv): Beide Manthey-Piloten schieden aus, Andreas Ziegler aufgrund einer unzureichend gekennzeichneten „Code 60“-Phase ausgangs der dreifachen Rechtsbiegung vor Wehrseifen.

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Eitel Sonnenschein hingegen bei “Steve Smith”, Nils Reimer und Reinhold Renger mit dem Krauth-911 GT3 Cup MR: Nach ihrem unverschuldeten Ausfall beim 43. ADAC-Zurich-24-Stunden-Rennen Nürburgring vor fünf Wochen kamen die drei Kundenpiloten auf dem hervorragenden zehnten Gesamtrang ins Ziel. Schlussfahrer Nils Reimer frohlockte: “Ich bin heute in 8.41 Minuten meine persönlich schnellste Rundenzeit auf der Nürburgring-Nordschleife gefahren – was für ein Tag, was für ein geiles Auto! Ich habe nie zuvor in einem so exzellent gemachten Rennporsche gesessen!” So endete ein ambivalenter Langstrecken-Renntag auf der Nürburgring-Nordschleife: Freud und Leid lagen einmal mehr dicht beieinander.

Fotos Carsten Krome

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