Tourenwagen Classics: KW gratuliert Armin Hahne zum TWC-Gesamtsieg 2019

Schon am Tag vor dem entscheidenden Rennen der Tourenwagen Classics schien für Armin Hahne alles vorbei zu sein. Im zweiten Qualifying verlor der ehemalige Ford-Werksfahrer am Ford Sierra RS500 Cosworth das linke Vorderrad samt Bremsscheibe. Doch der Sierra-Besitzer Volker Schneider mobilisierte sein Team und Teile des TWC-Fahrerlagers, um die Radaufhängung des RS500 über Nacht zu reparieren.

Am Rennsonntag, kurz nach vier Uhr, rollte Armin Hahne mit dem Sierra in die Startaufstellung zum letzten Saisonlauf, dem fünften TWC-Rennen im Rahmen der aktuellen DTM. Damit hatte der 62-jährige Ford-Pilot mehr Glück als Bruno Sutter im Werks M3 oder Peter mit Stefan Mücke im Ford Turbo Capri, die leider wegen technischen Defekts ihre Autos abstellen mussten.

Polesetter Schneider, mit fünf Titeln DTM-Rekordchampion, stieg bei seinem ersten Start bei den TWC in einen Mercedes C-Klasse, das Modell seines letzten DTM-Einsatzwagens von 2008. Die C-Klasse stellte das Race-Art-Team von Ludwig Zechetmayer zur Verfügung. Die Mannschaft aus Neuhaus am Inn will im kommenden Jahr mit weiteren DTM-Autos in TWC starten, in dem bereits Rudi Schöllhorn mit einem AMG-Mercedes CLK die Saison bestritten hat.

Eigentlich war es keine Überraschung, dass Bernd Schneider die Gesamtwertung des Regenrennens in Hockenheim auch gewann. Allerdings profitierte er von einem Fehler Yannik Trautweins im AMG-Mercedes CLK: Der junge Schwarzwälder hatte die Box während der Safetycarphase angesteuert, was laut Reglement mit Wertungsausschluss geahndet wird. Auch einige andere Fahrer wurden nach dem Rennen wegen eines Fehlers beim Pflichtstopp disqualifiziert.

Doch für Yannik Trautwein sind die Strafe und der Verlust des Rennsiegs besonders schmerzhaft. Auf der Strecke hatte der Schiltacher, der in diesem Jahr vom Zweiliter-BMW-318i auf das DTM-Auto umgestiegen ist, das Geschehen bestimmt. Schon in der Startrunde zeigte Trautwein, dass er im Rennauto keinen Respekt vor großen Namen wie Bernd Schneider kennt. In der sechsten Runde attackierte er Bernd Schneider. Während der DTM-Rekordchampion im Motodrom ausgangs der Sachs-Kurve auf der Suche nach Grip zu weit nach außen rutschte, stach Trautwein in die Lücke. Er überholte den „Schneider-Meister“ und konnte sich sogar ein Stück absetzen. „Am Anfang war es sehr, sehr rutschig. Aber ich habe im Motodrom eine gute Linie gefunden“, schilderte Trautwein später die entscheidende Situation.

Im ehemaligen DTM-Auto von Christijan Albers zeigte Trautwein eine tadellose Leistung und kreuzte mit über 25 Sekunden Vorsprung vor Schneider die Ziellinie. Dahinter kamen Daniel Schrey im Kremer-Porsche 935 K1 und Rudi Schöllhorn im AMG Mercedes CLK DTM ins Ziel. Schöllhorn kommt mit seinem Ex-DTM-Dienstwagen von Darren Turner aus der Saison 2000 immer besser in Schwung. Nach seinem unglücklichen Ausfall kurz vor Schluss auf dem Lausitzring konnte er das letzte Rennen auf dem Nürburgring gewinnen.

Dahinter verpasste Jörg Koslowski im schnellsten Zweiliter-Auto das Podium. Mit seinem BMW 320i (E46) WTCC von 2000 startet er allerdings wegen des jungen Einsatzjahrs in der Klasse 1. Dahinter feierte Kris Nissen erneut einen Klassensieg. Der Däne steuerte den Tic-Tac BMW M3, der vom Privatteam Tauber mit dem Kanadier Allen Berg einsetzt wurde. Nissen, der bei dem schwierigen Rennen in Hockenheim Gesamtfünfter wurde, bildet mit seinem erst 17 Jahre alten Mechaniker Laurenz Feierabend ein scheinbar perfektes Duo. Der Rennprofi verwies seinen ehemaligen DTM-Fahrerkollegen Armin Hahne auf den sechsten Platz.

Somit musste sich Hahne zwar mit dem zweiten Platz in der Klasse begnügen. Aber seine Punkteausbeute reichte für den TWC-Gesamtsieg 2019. Der ehemalige Ford-Werksfahrer steuerte einen Sierra, wie er ihn in der DTM-Saison 1988 im Team von Walter Wolf bewegte. Armins damaliger Markenkollege war Mercedes-Fahrer Roland Asch, der am Wochenende Oliver Sellnicks 190er im Camel Design pilotierte, aus gesundheitlichen Gründen aber nicht am Rennen teilnehmen konnte.

Mit dem dritten Platz in der Klasse feierten Peter und Jürgen Schumann in ihrem BMW 635 CSI einen versöhnlichen Saisonabschluss. Großes Pech hatte dagegen Meisterschaft Anwärter Marc Hessel. Mit dem BMW M3 (E30) schied der Dritte der DTM-Saison 1987 nach fünf Runden mit technischem Defekt aus. Für sein Team 2.0 Automotive war es eine bittere Enttäuschung. Hatten die Düsseldorfer um Sebastian Küppers und Martin Stranzl die komplette Saison über mit einem starken Fahrer-Kader kontinuierlich top Resultate abgeliefert. So fehlte ihnen am Ende nur das Quäntchen Glück.

Dafür verbuchten Harald Grohs und Ralph Bahr mit ihrem Vogelsang-M3 als Gesamtsiebte das beste Saisonergebnis. Im DTM-Einsatzauto von Grohs aus der Saison 1987 feierte das Team den Klassensieg vor dem Schweizer Albert Dobler im Jägermeister-M3 Sport Evolution. Der schnelle Bayer Armin Dellkamm im blauen Kallaschek M3 indes verlor nach Disqualifikation wegen zu späten Boxenstopps seine Wertung. Der Meister aus dem TWC Debut Jahr 2016 blieb aber gelassen und blieb mit dem Rennwochenende versöhnt.

Bis zum Finale in Hockenheim konnte sich Thomas Schmidt vom Team GTS Motorsport aus Velen mit seinem BMW 325i Coupé Hoffnungen auf den Titel machen. Doch bei einer geringeren Teilnehmerzahl im Vergleich zur Klasse von Armin Hahne bleibt dem jungen Piloten am Ende der zweite Platz in der Gesamtwertung. Für den TWC-Neueinsteiger ist das allerdings ebenfalls ein Grund zum Feiern.

Text / Fotos Tourenwagen Classics (Verena Schwarz – VVisions Fotografie
Rainer Dolle – pixorado Motorsport Fotografie, Marc Boels – Marc Boels Photography, M3Photo)

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