Cruist Du noch oder fährst Du schon? Artgerechtes Tuning für einen Ford Focus RS …

“Hängt innen.” “Dreihundertfünfzig.” “Kuppe.” “Links.” “Fünf.” “Voll.” “Brücke.” “Rechts.” “Minus Zwo.” “Macht auf.” – Eigentlich könnte das so bis in alle Ewigkeiten weitergehen. Aber leider ist auch einmal der längste Waldweg zu Ende und von Schotter geht es wieder auf Asphalt. Wie langweilig. Da drehen wir doch lieber gleich wieder um.

Pause. Diesen Focus RS müssen wir uns einmal genauer anschauen. Als echtes Spaßgerät hat sich der Laptime-Performance-Kunde Sebastian Barth einen RS  aufwendig als Hommage an die WRC-Focus Anfang der Millenniumjahre aufgebaut. ”

“Den Focus RS kaufte ich mir damals nach einer Probefahrt”, erinnert sich Sebastian. “Der Ford hatte einfach ein ungefiltertes Turbovergnügen nach alter Schule und ist äußerst selten. So viel ich weiß waren damals in Deutschland nur 900 Exemplare zugelassen und heute sind es laut Zulassungsstatistik nur noch 280.” Im Laufe der Zeit machte der im Großraum München lebende Rallye-Enthusiast die Erfahrung, dass man selbst im Focus RS mit seinem Sportfahrwerk und nachgerüsteten Tieferlegungsfedern nicht allzu schnell um die Kurven kommt und er wechselte auf ein KW Gewindefahrwerk um.

Sebastian entschied sich für ein in der Druck- und Zugstufe unabhängig einstellbares KW Competition Rennsportfahrwerk inklusive Uniballdomlager an allen vier Federbeinen. Serienschwachstellen wie Koppelstangen, Querlenker und Stabilager ersetzte er in weiser Voraussicht gegen Hardware von Hardrace, Mapco und Prothane. “Das Fahrwerk habe ich natürlich wie eigentlich zu 90 Prozent alles selbst montiert”, erzählt der ehemalige Kfz-Mechaniker. “Zu Simon von Laptime Performance bin ich gefahren, um das Fahrwerk auf der Radlastwaage einzustellen und gemeinsam haben wir dann das Rennsportfahrwerk auf ein super austariertes Setup eingestellt.”

Vom ersten Focus RS mit seinem Vierzylinderturbo wurden von Oktober 2002 bis November 2003 nur 4501 Stück gebaut und in der Kompaktklasse war der RS einfach das beste Performance-Auto. Noch einzigartiger ist Sebastians RS. Die Frontschürze hat der gelernte Kfz-Mechaniker gecleant und mit Öffnungen für Ölkühler und Bremsenbelüftung versehen. Die Motorhaube erhielt WRC Hutzen und eine Aerocatch-Schnellverschlüsse. Das der RS dann noch mit einem Einarmwischer vorfährt, war für den Ford-Fan eine Selbstverständlichkeit.

Es folgten schwarze In.Pro Scheinwerfer, In.Pro. Blinker, Phoenix Autosport Cup-Lippe, SPA Design Spiegel aus Kohlefaser und wie es sich für eine Hommage an einen Rallye-RS gehört, mussten auch M-Sport Schmutzfänger montiert werden. Die Gfk-Kotflügel entdeckte Sebastian ebenfalls bei Phoenix Autosport und obwohl sie noch die Serienabmessungen haben, sorgen sie durch die fehlende Radhauskante im Innenradhaus für mehr Platz.

Warum eigentlich die ganze Rallyehommage? “Das ist eigentlich ganz einfach”, erzählt uns Sebastian den wir beim Tag der offenen Tür bei Laptime Performance kennenlernten. “Ich war schon immer ein Fan von Colin McRae und für den Rallyesport hatte ich schon immer ein Faible.”

Bei den weißen Felgen handelt es sich nur auf einem flüchtigen Blick um OZ Racing Räder. Sebastian kaufte sich 8 x 18 Zoll ET35 große Compomotive TH1882 und zog Toyo R888 Semis in 225/40 rundum auf. Die Radbolzen wurden übrigens gegen 82 mm lange Bolzen mit offenen, verkupferten Radmuttern ersetzt. Die Bremsscheiben sind von Tarox und an der Front führen noch Belüftungsschläuche zur Bremsanlage mit ihren Suhe Motorsport Aufnahmen am Sattel.

Bei seiner Rallyehommage ging der jetzt als IT-Techniker tätige Ford-Fan so weit, dass er alle Scheiben gegen leichte Makrolonfenster ersetzte. Sebastian befreite die Serienklappe von unnötigem “Hüftgold” und heute ist sie ein echtes Leichtgewicht. Der WRC-Dachkantenspoiler ist von Mattig. Die linke Rückfahrleuchte stammt aus Großbritannien.

Neben unserem KW Competition Rennsportfahrwerk ist natürlich der Vierzylinder-Turbomotor das absolute Highlight im Focus. Die 215 Serien-PS sind längst passé. Den Serienlader ersetzte Sebastian gegen einen Turbo Technics T36 Lader und optimierte die gesamte Ansaugung (RS500 Ansaugung, …) und Kühlkreisläufe. Natürlich kam Motorraumoptik genauso wenig zu kurz wie die ganze Leistungsausbeute.

“Je nach Ladedruck habe ich entweder 300 PS und 377 Nm bei 6440 Umdrehungen oder 396 PS und 475 Nm bei 6700 Touren”, schmunzelt Sebastian. Umgeschaltet wird der Ladedruck per Sabre Stage 2 Ladedruckregler. Die Motorsteuerung übernimmt ein Sabre Stage 3 Live-Mapping. Aber bis es soweit war, hat er jede Menge Lehrgeld bezahlt. Damit der Focus noch mehr Spaß macht, ist bis auf das ABS die Elektronik soweit wie möglich reduziert worden.

Alles, was man fürs sportliche Fahren wirklich nicht braucht, schmiss Sebastian raus. Dafür zog eine verschraubte Sicherheitszelle von M-Coat samt Sparco Schalensitzen auf Recaro Sitzkonsolen ein. Neben blankem Blech gibt es natürlich auch reichlich Kohlefaserverkleidungen und ein wenig Komfort in Form von einer Käfigpolsterung und einer Helmbox.

Das griffige Sportlenkrad ist von OMP und der CAE Ultra-Shifter ist eigentlich genauso ein Muss wie die zahlreichen Stack Zusatzinstrumente und die Sechspunktgurte.

Mit seinem Focus RS fährt Sebastian öfters auf der Nordschleife und diversen anderen Rennstrecken. Vielleicht treffen wir ihn ja mal bei einem Trackday oder wir jagen mit ihm mal über eine ganz besondere Strecke mit der berühmten “Gedächtniskurve” …

Fotos Stephan Sabath (RaceHunters.net), Sebastian Barth

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