Berg: Wie gewonnen, so zerronnen…

Live aus der Fahrerperspektive berichtet wieder Marcel Steiner von seinem etwas anderem “Berg-Wochenende” und der langjährige KW Competition Motorsportkunde:

Am Samstag starteten wir mit dem Training erst am Mittag. So hatten wir am Vormittag auch genügend Zeit, uns einzurichten und den LobArt auf den ersten Trainingslauf zu richten. Als ich an der Startlinie stand, musste ich ein wenig die Anspannung suchen. Doch die schnellen Kurven und die hohen Fliehkräfte forderten in St. Agatha die Fahrer bereits vom ersten Meter an. Im Radar bei der Steinmauer liess ich es mit 215 km/h auch schon recht krachen. Im Ziel stoppte die Zeit bei 1.05.146. hinter mir klassierten sich Christoph Lampert (Osella FA30, 1.05.962), Patrik Zajelsnik (Norma/Mugen, 1.06.152) und Alexander Hin (Osella PA30/ 1.07.300).

Für den zweiten Probelauf am späten Nachmittag nahm ich nur kleine Veränderungen am Fahrwerk vor, so dass sich der LobArt in den schnellen Kurven etwas besser abstützte. Dies resultierte in einer Steigerung auf 1.04.149, was meine persönliche Bestzeit auf dieser Strecke war. Patrik war 3/100 Sekunden schneller, aber Christoph um 9/10 und Alex um 1.6 Sekunden lagen hinter mir.

Am Abend bei der Kontrolle des Rennwagens stellten wir einen größeren Defekt am Unterboden fest, der mit viel Fleiß und vollem Einsatz von meinem Team bis kurz vor dem Eindunkeln repariert wurde. Vielen Dank Päpu, Peter und Tamara!

Der dritten Trainingslauf fand Sonntagvormittag bei noch recht kühlen Temperaturen statt und es war schwer abzuschätzen, was die Strecke bereits hergeben würde. Ich hatte mir noch bessere Trainingsreifen aufgespart, die nun zum Einsatz kamen. Der Start war etwas schlechter als am Tag zuvor, ansonsten konnte ich voll pushen und fand guten Grip. Ich drückte meine Trainingsbestzeit auf 1.03.316, gefolgt von Lampert (1.04.397), Zajelsnik (1.05.483) und Hin (1.07.375). Und wieder musste beidseitig die Aufhängung der Seitenkasten repariert werden – ohne Fleiss kein Preis – Merci, Team Steinermotorsport!

Neu besohlt rückte ich an die Linie zum ersten Wertungslauf. Leider legte ich den schlechtesten Start des ganzen Wochenendes hin. Danach stellte ich aber in allen Sektoren die Tagesbestzeit auf und im Radar bei der Steinmauer mit 222.2 die Höchstgeschwindigkeit. Im Ziel leuchtete 1.03.087, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 182.6 km/h entspricht. Auf Platz zwei folgte Patrik (1.03.970) vor Alex (1.04.813) und Christoph (1.04.875), die sich um den dritten Rang balgten.

Im zweiten Rennlauf fand ich nicht den richtigen Grip und hatte vor der Steinmauer auch einen kleinen Fahrfehler, wodurch ich in 1.03.414 nicht mehr ganz an die Zeit aus dem ersten Lauf herankam. Um den zweiten Platz im Gesamtklassement wurde es nochmals eng, da Christoph Lampert (1.04.563) auftrumpfte und Patrik Zajelsnik(1.05.050) nicht überzeugte, aber in der Addition gleichwohl 0.4 Sekunden vorne blieb. #27- Die Startnummer von Gilles Villeneuve brachte mir Glück auf der Strecke! Dies war der schöne und sportliche Teil…

Nach der Flower-Zeremonie wurde ich aufgefordert, mich bei den Sparkommissaren zu melden, da gegen mich ein Protest von Patrik Zajelsnik eingegangen sei. Gegen Alexander Hin und Georg Lang (Formel Renault) legte dieser auch gleich Protest ein – bei den zweien auf zu geringe Größe der Rückspiegel. Bei mir ging es um zu hohe aerodynamische Teile und den hinteren Überhang.

Die Messungen der technischen Kommissare ergaben, dass meine Auspuffendrohre 25 mm zu weit hinten herausragten und meine Finne auf der Airbox 28 mm zu hoch war. Beides muss ich auf meine Kappe nehmen, da ich zwar das Reglement kenne, aber dies falsch interpretiert habe. Diese beiden banalen Sachen führen zu keinem Perfomancevorteil, leider aber zur Disqualifikation vom Rennen, das galt auch für Hin und Lang. So wurde mir nun zum zweiten Mal der Sieg in St. Agatha von Zajelsnik gestohlen – 2018 mit dem mutmaßlich zu großen Motor und 2019 mit einem weiteren Protest.

Jetzt werden wir den LobArt nach dem Regelement herrichten und die Saison 2019 beim Bergrennen Mickhausen (05./06. Oktober) möglichst gleich erfolgreich abschliessen, wie sie begonnen hat.

Bis bald…
Marcel

Fotos Steiner Motorsport, verschiedene (siehe Wasserzeichen)

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