Mission gelungen: Chappie bezwingt die Grüne Hölle

Wer unsere KW Geschichte kennt, weiß, dass für uns von Anfang an das Herz für den Motorsport schlägt. Dass dabei auch immer all unsere Kunden im Mittelpunkt stehen, ist uns allen bei KW wichtig. Am Ende spielt es für uns keine Rolle, ob wir nun für ein Werksteam, einem Sondermodell der Automobilindustrie, einem begeisternden Breitensportler, Oldtimer- und Youngtimer-Enthusiasten oder Automobilliebhaber und Tuningfan ein KW Gewindefahrwerk nach unseren hohen Qualitätsansprüchen entwickeln.

Oder wie sagte es neulich einer unserer Kunden auf dem KW-Facebook-Kanal: “… das zeigt die wahre Unternehmensphilosophie, wenn eben nicht nur bei den großen Rennställen Detailarbeit geliefert wird, sondern auch beim kleinen Mann alle Hebel in Bewegung gesetzt werden …”

 

Erst vor Kurzem halfen wir einem Kunden bei einer fahrdynamischen Herausforderung und dieser überraschte uns mit einer nicht ganz alltäglichen Überraschung. Wir bekamen eine leckere Torte als Dankeschön, die eigentlich viel zu schade gewesen ist, sie einfach wegzuputzen …

Was aber nicht nur wir ziemlich schade finden, ist die Tatsache, dass sich “Chappie” mit großer Wahrscheinlichkeit zur Ruhe setzen wird. Chappie? Wer ist denn bitte noch einmal Chappie? Da haben wir wohl vergessen, dass nicht alle unserer KW Fans Stammgäste in der “Grünen Hölle” sind und bei der populärsten Langstreckenmeisterschaft der Welt, der VLN, mitfiebern. Dann stellen wir Euch doch am besten einfach mal Chappie vor.

Chappie ist ein ganz besonderer Rennwagen mit dem sich Danny Kubasik und sein Team mcchip-dkr, die unter anderem auch den sagenhaften “Potter&Rich Recon MC8 LMS Ultra V10” realisierten, sofort die Herzen der VLN-Fans eroberten. Mcchip-dkr Geschäftsführer und “GTronix360° team mcchip-dkr” Teamchef Danny kam auf die geniale Idee, nicht mit irgendeinem “normalen” GT3-Rennwagen auf der Nürburgring Nordschleife zu starten. Sie gingen das Wagnis ein, mit einem Renault Sport R.S. 01 in der VLN Meisterschaft und selbst beim ADAC Zurich 24h-Rennen Nürburgring einzusetzen.

Renault Sport R.S. 01? Beim R.S. 01 handelt es sich nicht um einen Mégane oder einen Rennwagen für die Produktionswagenklasse, sondern um einen Boliden der auf dem 2014er LMP1-Reglement basiert und im Markenpokal “Renault Sport Trohpy” eingesetzt wurde.

Leider war der Markenpokal nur von kurzer Dauer und danach verschwanden die Renault-Rennwagen mit ihren 3,8 Liter großen und 558 PS starken NISMO-V6-Mittelmotor-BiTurbos (VR38DETT) in irgendwelchen Garagen, um nur noch vereinzelt in anderen Rennserien wie etwa in der “Championnat de France FFSA GT”, “V de V Series” und Co. weiter eingesetzt zu werden.

Den R.S. 01 den mcchip-dkr aufbaute, startete früher unter der Flagge des niederländischen Rennstalls “Equipe-Verschuur” und seit Herbst 2016 baute der langjährige KW Partner in Rekordzeit den Renault für die VLN-Saison 2017 und das legendäre ADAC Zurich 24h-Rennen Nürburgring auf.

 

Da der Renault-Bolide mit seinem Dallara-Carbon-Monocoque eigentlich nie für den harten Langstreckeneinsatz auf der Nordschleife konzipiert wurde und im Grunde “nur” über eine französische GT3-Homologation verfügte, musste mcchip-dkr den R.S. 01 für die “Grüne Hölle” umbauen.

Seit Langem ist mcchip-dkr weit mehr als ein Tuner oder Veredler, sondern mit seinem Netzwerk “mcchip-dkr Engineering” und “mcpipes” bietet der Mittelständler eigentlich alles – von der Klassikerrestauration, zum Aufbau eines Supersportwagens bis hin zu Motorsportprojekten inklusive aufwendiger Motorumbauten und Entwicklung neuer Bauteile inklusive In-House-Fertigung.

Eigentlich wäre der Renault R.S. 01 sogar zu schnell für die GT3 und leider gilt die Balance of Performance natürlich auch in der SPX-Klasse der VLN. So musste der 558 PS starke BiTurbo-V6 “eingebremst” werden. Neben einem 35,5-mm-Restriktor, einem Ladedruck von 0,65 bar kamen auch noch ein paar Zusatzgewichte mit an Bord.

Es sind mehr als nur ein paar Kilos. Im Vergleich zum Reglement in der Renault Sports Trophy kletterte das Leergewicht des R.S. 01 von 1145 kg auf 1255 kg (!) – die Motorleistung des VR38DETT sank auf 515 Pferde.

War der Renault ab Werk noch mit einem Zweiwege-Dämpfer für den Markenpokal homologiert, rüstete mcchip-dkr für die Saison 2017 auf ein KW Competition 3-way Rennsportfahrwerk auf. Allein in der VLN setzt mehr als die Hälfte der Starter die KW Competition Fahrwerktechnologie erfolgreich ein. Weltweit werden die KW Rennsportfahrwerke als homologierte Serienentwicklung von zahlreichen GT3-, GT4-, TCR- und Cup-Fahrzeugen genutzt.

Abgestimmt wurde das neue KW Fahrwerk natürlich direkt in unserem Testzentrum auf dem Fahrdynamikprüfstand. Im 4-post-Modus wird dazu eine sogenannte Fußpunkterregung in die Radaufstandsflächen eingeleitet. Dadurch können unsere Fahrwerkingenieure die unterschiedlichen Einflüsse der Federraten und Dämpfung auf das Schwingverhalten des Fahrzeuges analysieren.

Neben den Abstimmungen der Federn und Dämpfersysteme können auf dem Prüfstand auch verschiedene Reifendrücke sowie unterschiedliche Reifensteifigkeiten untersucht werden. Wie auf den Bildern zu erkennen, verfügt der Renault über keine McPherson-Achsen sondern über Doppelquerlenkerachsen mit Pushrod-Aufhängung.  An der Hinterachse sitzen die Dämpfer sogar direkt über dem sequenziellen Siebenganggetriebe.

Übrigens, der Frontsplitter und Flaps an der Frontschürze sind Eigenentwicklungen von mcchip-dkr, genauso wie die neue Unterbodenverkleidung. Diese ist auf den ersten Blick viel dünner als das Originalteil, aber dafür viel schwerer. Das Team musste ja irgendwie die erwähnten Zusatzgewichte in den 01 bringen, ohne, dass sich durch die 110 kg an Extra-Ballast die Fahrdynamik auswirkt und am besten geht das natürlich immer, wenn der Fahrzeugschwerpunkt so tief wie möglich ist.

Nach den erfolgreichen Basisabstimmungen der Federn und Dämpfer auf unserem KW Fahrdynamikprüfstand stand für Chappie die erste Feuertaufe in der VLN-Saison 2017 an.

Beim ersten harten Renneinsatz gab es leider gleich einen herben Rückschlag. Das Getriebe des über 300.000 Euro kostenden Rennwagen überstand die Nordschleife nicht. Aber zum Glück hatte das Team noch Zeit bis zum ADAC Zurich 24h-Rennen 2017 und wie sich herausstellte gab ein kleiner “Pfennig-Artikel” im sequenziellen Getriebe den Geist auf …

Gleich beim 24h-Qualifikationsrennen fuhr der Renault auf den 16. Gesamtrang im Gesamtklassement – und dabei ist der R.S. 01 ein absoluter Paradiesvogel auf der Nürburgring Nordschleife!

Obwohl der Renault Sport R.S. 01 im Langstreckenklassiker nach rund 15 Stunden durch einen Schaden im Antriebsstrang aus dem Rennen geworfen wurde, warf das Team die Flinte nicht ins Korn. Sie machten weiter und wurden beim siebten VLN-Rennen belohnt!

Der Gastfahrer Felipe Laser zementierte nicht nur eine 7:58.833 min in den Asphalt der Gesamtstrecke (VLN-Streckenlayout), sondern das Team fuhr sogar als Gesamtzweiter aufs Podest – ein Erfolg der Appetit nach mehr macht!

Mission “Ankommen” – der Sieg über die Grüne Hölle 2018

Die Grüne Hölle ist schon etwas ganz Besonderes und beim dortigen 24h-Rennen anzukommen ist für jedes Team wie ein Ritterschlag. Damit das GTronix360° team mcchip-dkr 2018 die Nordschleife besiegt wurde Chappie komplett überarbeitet und im Rahmen des Reglement technisch weiter verfeinert.

Auch beim Fahrwerk legte das Team noch einmal nach: 2018 ging es mit unserem neuen KW Competition 4A (TTRSPW4A TwinTube-Dämpfer) Rennsportdämpfer die jeweils mit 18 Klicks in den Lowspeed- und Highspeedkräften der Zugstufe und Druckstufe einstellbar ist.

Und die neue Saison 2018 lief für Chappie und sein Team äußerst erfolgreich an: Gleich beim ersten Wertungstest, dem VLN Lauf 1 / 2018, fuhr der Renault auf den zwölften Gesamtrang.

Danach hieß es aber für Chappie nur noch alles in die Wege zu leiten, um für die Langstreckenschlacht in der Grünen Hölle bestens gewappnet zu sein. Der Rennwagen wurde noch einmal komplett demontiert und sämtliche Komponenten überprüft und wieder zusammengesetzt.

Im Training sorgte mcchip-dkr Fahrer Heiko Hammel für eine Überraschung. Chappie und er sicherten sich mit einer 8:26:703 min die schnellste Rundenzeit im freien Training.

Aber die Zeiten purzeln noch weiter! Im Top-30-Qualifying brennt der Renault mit 8:15.354 min über die Nürburgring Nordschleife inklusive Grand-Prix-Strecke – und das im “Nachtflug”!

Das Daumendrücken der ganzen Fans half 2018 wirklich und trotz des relativ von Wetterkapriolen und Rennabbruch mit Restart gezeichnetem ADAC Zurich 24h-Rennen Nürburgring 2018 meisterte Chappie die Grüne Hölle mit Bravour.

Mit einem Topergebnis auf dem 23. Gesamtrang verabschiedet sich Chappie aus der Grünen Hölle und seine Mission als der erste und bisher einzige Renault Sport R.S. 01 die “Grüne Hölle” zu besiegen ist erledigt. Am kommenden Wochenende kehrt Chappie noch einmal zurück. Er wird noch einmal bei einem VLN-Lauf 2018 starten und sich dabei seinen Fans noch einmal in einem völlig neuen Look zeigen.

Fotos mcchip-dkr, 1Vier.com, KW

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